Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Dienstag, Februar 28, 2006

The Blue Notebooks Revisited Session, Take #1 (Understanding Lee Ranaldo)

Ranaldo, Lee; Gitarrist & Teilzeitsänger der Indie-Noiseband Sonic Youth

Als ich das erste mal das Backcover der Experimental Jet Set, Trash & No Star-LP sah, war ich ziemlich enttäuscht. Darauf sieht man den Probe- bzw. Aufnahmeraum von Sonic Youth. Die Band steht instrumentenbehangen da und schaut sich an. Bis dahin hatte ich die Vorstellung, Sonic Youth schreiben ihre Songs in Baugruben, in Gewitterstürmen, bei Nacht auf New Yorker Dächern oder bei ähnlich mysteriösen Ritualen. Und auf einmal: ein nüschterner, karger Proberaum. Zu allem Überfluss darunter der Spruch "Once the music leaves your head, it's allready compromised". Wieso das?! Ich wollte den direkten Draht zu den Köpfen dieser Typen! Mit dem Washing Machine Artwork und einer späteren Studiodokumentation, in der man sieht, wie Jim O'Rourke total verplant an Effektpedalen schraubt haben sie sich zwar wieder eine romantischere Aura geschaffen, das besprochene Backcover bleibt aber für immer ein rotes Tuch. Seltsamerweise befand sich gerade auf dieser LP kein einziger Lee Ranaldo Song.

Ich stelle mir Lee immer als jemanden mit einem großen Bekanntenkreis vor. Alles Leute die ihm sehr wichtig sind. Nur leider stimmt was nicht mit denen. Sie nehmen Drogen, werden wahnsinnig oder bringen sich um. Dadurch entstand bei ihm eine Art alles einnehmende Grundmelancholie, die dann auch seinen Songs anhaftet. Ich kann gar nicht zählen wie oft ich Stefan und Alex damals im Proberaum mit Mote oder Wish Fulfillment genervt habe. Aber ich wollte diese Songs einfach hören, weil sie so herzzerreißend und ergreifend sind, dass man sich in die Ecke werfen möchte. Um zu wissen worum es geht, muss man eigentlich nur einen Blick auf die Songtitel werfen. Es geht um Eric's und um Karen's (2mal!). U.a. natürlich nur. Auffällig ist auch, dass vielen seiner Tracks nach ca. 3min Song, eine sehr lange, meist unnachvollziehbare Noise-Collage folgt. Bei Mote bswp. hört man darin sehr deutlich, wie die Federn der Gitarrenbrücke knarren, wie als würden sie unheimlich stark angespannt. Pure, technische Verzweiflung! (wie theatralisch!) Nachdem er seine Gitarre fertiggemacht hat, hört man ihn förmlich erschöpft in der Ecke liegen. Kim übernimmt ab hier mit minimalistischem Bassspiel. Bei Karen Revisited verhält es sich ähnlich. Hier streut sein neuer (und inzwischen auch schonwieder ausgestiegener) Seelenverwandter Jim O'Rourke hallende Elektronika ein, die wie stimmlose Sätze Ranaldos klingen. Das legt alles folgende Vermutung nahe: Melancholiker, Studiobastler, alt. Erfrischend ist es daher zu sehen, dass er auf der Bühne kaum sojemanden darstellt. Er ist sich nicht zu fein, mal ein paar grenzwertig sinnfreie Ansagen oder Backing Vocals einzustreuen oder sich on stage wegzuhauen. Dieser Gegensatz wirkt aber nicht wie das Backcover desillusionierend sondern eher erleichternd. Und für die genialistische Darbietung des Beatles-Covers Within You Without you hat er sich bei mir sowieso noch ein Bienchen verdient. Lee Ranaldo, seit über 20 Jahren der coolste und lauteste Opa des Rock.

Montag, Februar 27, 2006

The Blue Notebooks Revisited

Das Schöne am Aufräumen ist, dass man oft Sachen wiederfindet, die einem mal was bedeutet haben, aber dann doch aus irgendeinem ominösen Grund verschwunden sind. Man findet sie in einem dicken Staubmantel begraben hinter einem Schrank, in ausrangierten, aber doch irgendwie aufbewahrten Kartons oder an Orten an denen man sie wirklich gar nicht erwartet hat.

Ich gebe euch mal einen kleinen Überblick über den Rollcontainer der jeden Tag auf Arbeit neben meinen Füßen steht. Er ist eiche-artig lackiert, hat 4 Schubladen und ist geräumiger als man denken könnte. Im untersten Fach befinden sich nur Pfandflaschen - hauptsächlich sind es alte Cola-Flaschen vom letzten Sommer die ich eigentlich schon lange mal wegbringen wollte. Im dritten Schuber findet man weitere Flaschen, einen Karstadt Beutel, einen losen CPU-Lüfter, einen Block und einen leeren Ordner. Ganz oben sind lediglich ein paar alte Batterien angehäuft. Lange hatte ich nichtmehr in den zweiten Schuber geschaut. Neben einer Betriebszeitung, noch mehr Ordnern, einem Drucker-Bedienmodul, Kontoauszügen, ComCenter-Gummibärchen (2x!), einer Federmappe, einem Taschenkalender, der Bedienungsanleitung meines Yamaha-Magicstomp Effektpedals und diversen Kulis, fand ich heute, unter dem ganzen Wust begraben, zwei Hefte wieder.

Das ist keine Geschichte bei der Jemand eine lang verlorene Legende in einer staubigen Truhe findet, in fast verwesten Büchern, mit Spinnenweben bedeckt. Es sind einfach zwei Notizhefte, die ich mir mal in einer vermeintlichen kreativen Schreib-Hochphase kaufte. Nichts Tolles! Beide hatte ich quasi immer dabei als ich zu Wusel gefahren bin (zwischen 2003 und 2005 sicher so an die 50 Zugreisen (plus 50 Rückfahrten)!). Obwohl ich selten was reingeschrieben habe, mussten sie doch immer mit. Das etwas robustere mit dem abgerissenen Label diente eher als Einschub für diverse Zettelchen, Aufkleber, Merktexte und Souvenirs die ich so zusammengetragen hatte (und die jetzt fast alle verloren gegangen sind). Das Dünne mit dem hässlichen Delphin drauf war das, in dem die meisten Texte standen. Und auch wenn es nicht viele waren und das meiste nur aus ereignislosen Beobachtungen des am Zug vorbeiziehenden Schleswig-Holsteinischen Flachlandes besteht, hab ich mich über den Fund doch ziemlich gefreut. Alles in dem Heft ist mit Bleistift geschrieben und mit winzigen Zeichnungen illustriert. Warum das Heft gerade in dieser Schublade auftaucht? Keine Ahnung! Vielleicht habe ich sie während oder vor dem Umzug in die eigene Wohnung in einer eifrigen aus-dem-alten-Zimmer-muss-alles-raus-Aktion gleich auf Arbeit verstaut. Aber das ist ja auch egal! Es geht nur darum, dass ich jetzt ein paar Leichen hab, die ich für den ein oder anderen Text fleddern kann...The Blue Notebook Revisited Series! (ältere Texte werden natürlich als diese deklariert!) ;-)

Sonntag, Februar 26, 2006

We are the Sleepyheads

Dienstag, Februar 21, 2006

My Friend Goo!

Heutzutage wird es ja immer einfacher das zu finden, was man sucht. Zwei der größten US-Firmen der Welt machen es möglich: Google und Ebay. Beide Portale sind schon so fest in unserem Alltag integriert, dass man sich fragt, was die Welt ohne sie machen würde. Kleine Mädchen müssen ihre Stars heute nichtmehr einzeln aus der Bravo ausschneiden und die Fotos sorgsam in dicken Folien archivieren - heute gibt man einfach Justin in die Google Bildersuche ein und zwischen einigen nordamerikanischen MySpace-Usern (Myspace...noch so eine Wahnsinns-Sache...!) die sich auf Satinkissen räkeln, wird sich bestimmt ein Bild des ehemaligen N*SYNC-Herzensbrechers finden. Fanatische Plattensammler sparen sich das Studieren kleingedruckter Zeitungsanzeigen, sondern besorgen sich die langgesuchte Small Faces 7" von 1966 einfach über Ebay. Und je nach Gesinnung und Interesse findet man hier auch noch Kuriositäten wie den stilechten (!) NPD-Bieröffner, oder eine, immer wieder gern angebotene, wunderschöne Glasskulptur... .

Andersrum gesehen, können Suchergebnisse bei betreffenden Pages aber auch sehr frustrierend sein. Wenn man herausfindet, dass die gesuchte, heißgeliebte Electro Shock Blues LP der Eels als doppeltes 10" Vinyl im berühmten Auktionshaus an die 150 Dollar Grenze stößt. Oder wenn einem Google sagt, dass es die unumstritten beste Christina Aguilera Single Hello ("Jetzt muss mal eine Lanze gebrochen werden..." - wirklich ein ganz toller Song, in der Tradition alter Soulklassiker!) nicht als CD oder gar Vinyl gibt, sondern lediglich als MP3 Download (!) auf der Mercedes A-Klasse Page (!!). Von vielen Fehlbeschriftungen, doch nicht mehr ganz so intakten Lieferungen, bekloppten Usern und nicht zu vergessen, haufenweise Unrat der sich bei Ebay sammelt, wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen.
Wikipedia ist auch so eine tolle Erfindung. Obwohl mich die Vorstellung, dass andere User meine Einträge nach Belieben, nach kurzer Prüfung editieren können einigermaßen befremdet, ist es doch großartig, sich nichtmehr durch 100 Bände Brockhaus wühlen zu müssen um herauszufinden, wie lang Faultiere am Tag schlafen. (Es sind 18 Stunden!)

Aber das war ja erst die Erste Generation: Speziell Google spart nicht damit uns immer wieder neue Ableger zu präsentieren. Neu dabei: Google Earth. Zugegeben: Mal festzuhalten und sich anzuschauen was an dem Tag an dem das Satellitenfoto geschossen wurde so überall auf der Welt passiert ist, mag ja ganz unterhaltsam sein. Uns diese hornalten Fotos, die man vor Jahren bereits in Grabbeltischprogrammen wie GIS finden konnte, als den Stein der Weisen zu verkaufen, zeugt aber dann doch von einer gewissen Überheblichkeit. Doch ein bischen überheblich darf man wahrscheinlich schon sein, wenn der durchschnittliche Benutzer (ICH!) 10mal am Tag eine Google-Suche startet.

Montag, Februar 20, 2006

Sonic Youth - A Thousand Leaves

Sonic Youth - A Thousand Leaves

(1998 / My So-called Records / 2 x 12" Vinyl)

Das wievielte Sonic Youth Album A Thousand Leaves denn nun ist? Keine Ahnung! Wenn man die millionenfachen EP's, Soundtracks, das Sonic Death-Livealbum und das Best of der Blast First Labeljahre Screaming Fields of Sonic Love weglässt, sollte es das 11te sein. Das ist halt so Ansichtssache. Fest steht aber, sie waren niemals zuvor und auch nie mehr danach so reif, so erwachsen, so im Jazz verwurzelt. Bei näherer Betrachtung könnte man es fast als konservatives Album betrachten. Natürlich nicht konservativ im Folk-Sinn. Oder gar im politischen. Eher konservativ in der Instrumentierung, in der Gemäßigtkeit der Aufnahmen. Klar befindet sich auch hier der ein oder andere Rocker, zu dem sich Sonic Youth (manchmal muss man sagen leider) seit Goo und Dirty offenbar verpflichtet fühlen. Doch größtenteils dominieren die leisen Töne, die langen Improvisationen, die ausgeklügelten Arrangements. Und diesmal wollen diese Tracks einfach nicht nach den Straßen New Yorks klingen (wie z.B. noch mustergültig auf Daydream Nation), sondern erinnern eher an einen stickigen, dampfenden Südstaaten-Moor, nach Erinnerungen an Blues und New Orleans Jazz.

Ausgerechnet der erste Track ist dann aber doch dermaßen von der Rolle, dass er eigentlich so gar nicht zum Rest des Albums passen will. Contre le Sexisme ist eigentlich nur eine Vocal-Improvisation getragen von...ja was? Geräuschen! Könnte glatt von einer der SYR-EP's stammen, welche die Band in diesen Jahren in Eigenvertrieb unter das Volk brachte. Doch so befremdlich der Song wirkt (Freunde der Dirty-Ära werden schon die Ohren angelegt haben), er ist der perfekte Opener für das Nachfolgende. Sunday haut anschließend plötzlich so beherzt in die Saiten, dass man sich wundert, dass die besungene Alltagstragik, die Hassliebe zu Sonntagen, die besungene Melancholie trotzdem 100%ig glaubhaft bleibt. Der anschließende Noise-Ausbruch bleibt gemäßigt, regt höchstens das Tanzbein, verblüfft mit Rhytmik - was ist hier nur auf einmal los? Das war dann auch schon quasi das Pop-Wunder von A Thousand Leaves.

Bleiben noch die erwähnten Rocker (French Tickler, The Ineffable me) welche im Kontext zwar einigermaßen deplaziert wirken, einzeln aber natürlich trotzdem Spaß machen, sowie die Herzstücke des Albums. Wenn ich von den Herzstücken spreche meine ich Wildflower Soul, Hoarfrost, Hits of Sunshine, Karen Koltrane und Snare Girl. Sonic Youth ist jetzt nicht unbedingt die Band, die mit gefühlvollem Songwriting und emotionalen Texten berühmt geworden ist. Sie waren eher Die, welche Noise aller Art ein Stückchen in Hörweite der Pop/Rockmusik geschoben haben. Damit meine ich keineswegs, dass die Band ein emotionaler Eisklotz war. Wish Fulfillment, Winner's Blues oder Little Trouble Girl waren in der Vergangenheit gute Beispiele für tiefergehende Songs. Doch so umfassende Manifeste wie Hoarfrost (welches dabei noch etwas kühl klingt) oder Hits of Sunshine (welches dann entgültig die Fensterläden aufreißt und in der Morgensonne tief Luft holt) gab es vorher nie. Und bei aller Liebe zu den Nachfolgern NYC Ghosts & Flowers (dessen überwältigende Qualitäten jedoch woanders liegen) und Murray Street - solche Gefühle gab es auch danach nichtmehr. Man hat fast das Gefühl sich an der Platte wärmen zu können.

Sicher man kann die Platte auch anders hören. Man kann die langgezogenen Songs bemängeln (Hits of Sunshine bringt es auf über 11min) oder finden, dass sie genau die richtige Länge haben. Man kann damit argumentieren, Sonic Youth wären früher viel visionärer, viel aufregender gewesen oder aber man liebt einfach die neue Entspanntheit, das sich-nichts-mehr-beweisen-müssen. Für Jene, die offen sind und die Fusion von Impro Jazz und Noise-Rock hören wollen und die Komplexität der neuen Sonic Youth schätzen, kann diese Platte aber nur ein Meilenstein sein.

Zur Vinyl Ausgabe gibt es leider nicht allzuviel zu sagen. Während die CD auf dem Major Geffen erschien, wurde das Vinyl in mittlerer Auflage vom Label des Drummers Steve Shelley My So-Called Records selbst gepresst. Das führt zur etwas irritierenden Beschriftung syr#3 auf der Rückseite - ein Hinweis, dass es die dritte Eigenveröffentlichung der Band ist - dumm nur, dass die eigenständige EP-Serie ebenfalls eine SYR 3 beinhaltet. Aber egal. Bei der Aufmachung des Vinyls hat man leider auf ein Klappcover verzichtet (dabei zählt das Washing Machine Vinyl-Klappcover von 1996 zu meinen Design-Highlights überhaupt!) und beide LP's in einen kleinen Pappschuber gepresst. Dazu gibts noch ein unspektakuläres Lyric-Sheet (eine Seite großformatiges Foto, andere Seite kleinformatige Schrift) welches immerhin in der CD-Ausgabe fehlt. Leider kommt es durch das Rein- und Rausziehen der Platten zwangsläufig zu kleinen Abnutzungen der Pappe - ist einfach keine gute Lösung für Doppelvinyl. Die Pressung an sich ist aber eine Feine.

Rating - 10 / 10
Vinyl-Rating - 6 / 10

- CGV -

Freitag, Februar 17, 2006

Belle & Sebastian - The Life Pursuit

Belle & Sebastian - The Life Pursuit

(2006 / Rough Trade / 2 x 12" Vinyl)

Das erste Album das dieses Jahr die Sonnenstrahlen zwischen den Winterwölkchen hervorkitzelt. Einen besseren Veröffentlichungszeitpunkt hätten sich Belle & Sebastian für ihr 7tes Album nicht aussuchen können - man erwacht gerade etwas aus seiner Winterletargie und weiß genau, das wird das erste Album das mich über den Sommer begleiten wird. Aber mit Sicherheit!

Belle & Sebastian ist ja auch so eine Band für dich ich mich vorher nie richtig interessiert hab. Mal ein paar Songs vom Wusel vorgespielt bekommen, wovon aber lediglich The Boy with the Arab Strap hängen geblieben ist. Also schnell wieder vergessen. Dann tauchte aber ein Song des neuen Albums auf der Rolling Stone New Noises CD auf und es war um mich geschehen. Ist schon lange her, dass mich eine Band so von hinten ausgeknockt und entführt hat. Nun haben sich Belle & Sebastian jedoch etwas von ihrer zugegeben in der Vergangenheit sehr leisen Spielart entfernt. Auf diesem Album findet man kaum noch einen Song der klingt wie auf dem Dachboden mit einem 4-Spur-Recorder aufgenommen (höchstens Dress up in You etwas). Hier bewahrheitet sich tatsächlich der Pressetenor - die Band swingt wie sonstwas, klingt teilweise wirklich nach Glamrock!

Als Einstieg in The Life Pursuit liefern uns Belle & Sebastian eine der besten Album-A-Seiten seit langem. Das noch etwas verträumte Act of Apostles Pt. 1, Another Sunny Day welches im Titel nicht zuviel verspricht und White Collar Boy, das original nach T-Rex und Konsorten klingt. Wie sich hier gegenseitig die Vocalparts zugeworfen werden, welche Energie hier drinsteckt, welche Melodiebögen immer wieder gesponnen werden ist einfach unglaublich. The Blues are still Blue, To be myself completely - alles ganz großartig. Und dann folgt mit Funny Little Frog auch noch der Song, bei dem schon einiges passieren muss um ihm den Platz der Single des Jahres wegzuschnappen. Da stimmt einfach mal alles (...und eine nähere Lobpreisung erfolgt wenn meine 7" endlich mal geliefert wird). Wusel ist inzwischen sogar schon genervt weil ich fast nix andres mehr hör :-D. Und doch gibt es ein paar Songs die zwar gut sind, aber nicht ganz so hoch fliegen wie der Rest des Albums. Suckie in the Graveyard ist so einer, zwar mit tollem Text versehen, doch irgendwie eigenartig arrangiert. We are the Sleepyheads ist je nach Gemüt nervig oder beschwingend. Die andren Songs haben aber so eine Strahlkraft, dass es schwierig ist, überhaupt Irgendeinen als Schwachpunkt wahrzunehmen. Mein letztjähriges No 1-Album I'm wide awake it's morning wurde auch zu Anfang des Jahres veröffentlicht - ob das auch Dieses hier schafft? Man darf gespannt sein!

Ich bin zwar etwas neidisch weil man der Vinyl Ausgabe des Albums keine schicke DVD (Inhalt: ein paar der neuen Songs Live@BBC Studios) beigelegt hat, die Aufmachung der Platte ist dafür aber auch über alle Zweifel erhaben. Es muss jetzt wirklich mal eine Lanze gebrochen werden. Letztes Jahr gab es wirklich schöne Artworks und Vinylaufmachungen - Sufjan Stevens' Come on feel the Illinoise etwa, welches als dreifach ausklappbares, wunderschön gestaltetes Doppelvinyl kam. Oder Cold Roses von Ryan Adams im Prägedruckcover mit wirklich toller Farbgebung. Aber das ist nichts gegen den Augenschmaus den einem die neue Belle & Sebastian LP bereitet. Man weiß ja inzwischen um den Tick der Band, die Mitglieder nie in Artworks auftauchen zu lassen bzw. höchstens mal zwischen irgendwelchen unbekannten Gesichtern. Auch bei der neuen Platte zieren das Cover wieder 3 unbekannte Damen (Eine die Gewinnern des sog. Dear Catastrophe Waitress-Wettbewerbes). Einige Portraits der Band haben sich zwar trotzdem in das Artwork eingeschlichen, doch größtenteils bleibt auch diese Plattenhülle bandfrei. Und um diesen Absatz jetzt nicht länger als die eigentliche Musikkritik werden zu lassen sag ich einfach: das Klappcover, die toll bebilderten Inner-Sleves, die Labels muss man gesehen haben. Die Texte der Sleeves muss man gelesen haben (hier beantwortet die Band Fragen von Fans über existenziell bis naiv (Q: How do you pronounce Chris' last name? - A: Geddes.)). Die Qualität der Pressung muss man gehört haben. Das ist eine Platte zum immer mal wieder aus dem Regal nehmen, übers Cover streichen und genau hinschauen. Höchstwertung.

Rating - 9/10
Vinyl-Rating - 9,5/10

- CGV -

Dienstag, Februar 14, 2006

Back to Assltown

Der Kaufpark Dresden-Nickern ist eigentlich ein ganz normales Einkaufszentrum. Ein bischen größer als andere und vielleicht ein paar mehr Geschäfte. Es gibt einen Media Markt, ein Kaufland, ein Müller, einen Zoo-Laden, ein Unterwäschegeschäft, einen Buchladen usw. Um das mal ein wenig amerikanisieren: es ist also eine Mall. Ich glaube es war 1997 als der Kaufpark eröffnet wurde - ich muss damals also ungefähr 11 gewesen sein. Ich hatte mir ein Buch gekauft (Trucks von Stephen King) und an der Kasse eine Rose erhalten (Hört, Hört...!). In den folgenden Jahren wurden natürlich ein paar kleinere Geschäfte ausgetauscht und mit den Jahreszeiten änderte sich auch immer die Deko - doch schließlich blieb es immer der gute alte Kaufpark. Doch hier konnte man nicht nur einkaufen! Ganz wie in einer echten amerikanischen Mall, durfte man hier auf zahlreichen Bänken die Seele baumeln lassen, den halben Tag bummeln und den Einkauf zum Erlebnis machen. Man konnte sogar was erleben wenn man nichts einzukaufen hatte. Und so zog das Ding Jahr für Jahr mehr Jugendliche in seinen Bann. Es gab ja auch wirklich viel zu tun! Im Media Markt bildeten sich Schlangen an Videospielsäulen (im verwandten Saturn standen später sinngemäße Schilder wie: "Macht erst eure Hausaufgaben bevor Ihr hier spielen kommt!"), im Müller stieg der Umsatz an niedlichen kleinen Glitzerstiften sicherlich astronomisch und der Bockwurstverkäufer hatte immer ein paar Stück mehr im Kessel. Ja, ich war damals auch einer von Denen, die fast jeden Tag irgendwas Wichtiges im Kaufpark zu tun hatten. Und das war auch gar nicht so schlimm. In den Glanzzeiten habe ich sogar mal ein Praktikum als Verkäufer im Kaufland gemacht und durfte die Andere- die Einzelhandelsseite kennenlernen - so richtig schön mit Namensschild (Aufschrift: Besucher...) und Schüler-Ausnutzen. Aber das hat für mich die Idylle nie getrübt. Die Fassade bröckelte das erste mal (wie dramatisch...könnten wir einen Trommelwirbel haben?), als auf dem angrenzenden Parkplatz ein Mini-Jahrmarkt aufbaute und sich einige Halbstarke den Mut antrinken mussten um ins Breakdance zu steigen.

Ich will ja nicht leugnen, dass der Kaufpark auch vorher schon einen kleinen asozialen Kundenstamm hatte - er liegt ja auch direkt neben Prohlis. Da wäre z.B. der nette, langhaarige, sonnengebräunte, auch im Winter nur Unterhemden-tragende, aber zweifellos fleißige Dauergast, der seine würzige Marke seit 2005 am Obststand im Kaufland versprüht. Er ist quasi ein Ureinwohner. Doch nach und nach wurden die Leute jünger und assliger. Man hat schon Glück wenn man am Eingang nicht Blicke á la Was willst DU denn hier?! zugeworfen kriegt. Das Aroma eines lauten Bierrülps liegt in der Luft, sag ich jetzt mal. Vielleicht liegt das auch einfach an de heutigen Verhätnissen, aber es fallen auch mehr und mehr Lonsdale- und Alpha-Jacken auf. Heutzutage fehlt mir leider die Zeit, mich auf den sozialen Wandel im Kaufpark zu konzentrieren, ihn zu erforschen. Es ist halt einfach nur ein Einkaufszentrum geworden, nichtmehr der 50 Geschäfte umfassende Tagessitter. Heute schätze ich eher die Vielfalt des Alkoholregals, das Angebot an Obst & Gemüse und natürlich die breite Palette an leckeren K-Produkten (Eigenmarke des Kauflands). Yummie! Aber umso erstaunlicher ist es natürlich zu sehen, wie jetzige Schulkinder ihren Tag in diesem Prohlis-in-klein verbringen. Naja, besser als im Klub Thor rumzuhängen und für Rudolf Hess zu marschieren ist es immerhin.

Samstag, Februar 11, 2006

This is the new Shit.

Ich war noch nicht auf allzuvielen schlechten Konzerten. Ich nehme mir sehr selten heraus, ein Konzert als schlecht zu werten - denn was ist ein schlechtes Konzert? Kann miese Technik ein Konzert zerstören? Liegt es an einer lustlosen, uneingespielten Band? Am totalen Versagen der Live-Umsetzung obwohl man die zugehörige Platte vergöttert? Gar an heftiger Playbackunterstützung? Stört einen die persönliche Ausstrahlung oder Einstellung einer Band? Kann es zu laut oder zu leise sein? Zu kurz oder zu lang? Vermiest einem das Publikum den Spaß? Hatte man sich einfach mehr erhofft? Befinden wir uns etwa auf einem Marilyn Manson Konzert? Na dann...

Dieses Jahr war ich im Starclub bei Melt Banana, einer japanischen Noise Band. Als der Gitarrist angefangen hat zu spielen, war eigentlich nur noch ein extrem hohes Rauschen im Raum zu hören. Der Gesang, Drums, Bass gingen unter. Um es kurz zu machen: man hat also nicht allzuviel von der eigentlichen Musik mitbekommen. Deswegen würde ich das Konzert jetzt aber nicht als schlecht bezeichnen - im Gegenteil! Die Band war dermaßen imposant, wuchtig und hatte ein extreme Ausstrahlung, dass man beeindruckt seien musste.

2003 Readymade / Support: Nova International - ebenfalls im Starclub. Readymade hätten es wissen müssen - ihrem ohnehin nicht sehr aufregenden Hausfrauenrock mussten sie ein wenigstens ekstatisches Konzert entgegensetzen. Stattdessen eine mehr als statische Performance und dünne Songs. Auf dem Höhepunkt des Gigs stellt der Sänger von der Bühne herab fest, wie scheiße doch ein Konzertbesucher, der bisher begeistert mit der Musik mitging, mit seiner Mütze aussehen würde.

2003 Radiohead / Support: Asian Dub Foundation - Color Line Arena Hamburg. Brötchenverkäufer die sich durchs Publikum quetschen. Tolle Vorband, eine Wahnsinns-Vorfreude auf Radiohead. Eine lückenlose Setlist, perfekter Klang. Ganz toll! Und schließlich singt einem bei Karma Police der Hintermann dermaßen laut und schräg ins Ohr, dass es die Magie zerstört. Zum Glück konnte er nicht allzuviele Texte und bei Idioteque war dann alles wieder gut.

2003 G.O.R.P. Record Release Konzert - Dresden Scheune. Eine dermaßen krasse Ansammlung von unterartigsten, knüppeligen, grenzdebilen Hardcoremistbands die das Vor- (-und auch das Haupt)- programm bestritten ward lang nicht mehr gesehn. Das Geld hätte man auch spenden können.

2002 Dillinger Escape Plan - Knaack! Club. Als Support Candiria (hm...) und Genocide SS (ohne Worte...naja doch: schlechteste Liveband ever!) Dillinger waren trotz recht kurzer Show die Retter der Musik für mich für diesen Abend.

2004 Marilyn Manson - Dresden Messehalle 1.
Ein Riesen-Hype. Was blieb? Billige Posen, eine Pappnase mit 2 Mickey Mouse Ohren, lustloses Best-of Geschnipsel, viel Rauch um Nichts. Früher war...oh.

Bleiben wir also erkenntnislos?

Montag, Februar 06, 2006

Clap Your Hands, Say YEAH !

Nicht erst seit Donkey Konga wissen wir, wie gut Handclaps einem Song tun können. Handclaps sind neben der der Stimme das humanste Instrument das wir haben - das wußte sogar der amateurhafteste Gospelchor in der stickigsten Südstaatenkirche. Meine liebste Theorie letztes Jahr war, dass Handclaps eine Garantie sind, dass ein Song einfach großartig sein muss, und dass es keinen Song mit jenen gibt, der einfach nur schlecht ist - dann ist mir aber aufgefallen, dass auch in Take me out von Franz Ferdinand ab und zu geklatscht wird. Das hat die Theorie aber nur leicht beschädigt, denn generell gilt: Handclaps = Euphorie. Wer würde auch fröhlich in die Hände klatschen wenn ein Song von dem Tod einer Mutter handelt (jetzt nur mal als Beispiel)? Deswegen mussten wir nach den 70ern und somit dem Ende des fröhlichen Drogenwahnsinns auch ziemlich lange auf Songs warten, die sich dafür anboten. Handclaps in der New Wave of British Heavy Metal? Handclaps beim Holzfällerhemden-Rock von Alice in Chains? Eher nicht. Doch seit ein paar Jahren beglücken uns immer wieder ein paar Songs, die beklatscht werden wollen. Aktuell besonders schönes Beispiel: Funny Little Frog von Belle & Sebastian. Oder das gesamte letzte Hot Hot Heat Album.

Aber warum möchten wir immer mehr Handclaps hören? (Achtung: hier wird es jetzt sehr wichtigtuerisch - analytisch) Zum einen wird damit ein weiteres Rhytmusinstrument in den Song eingebaut und es ist ein Instrument was wir alle spielen können. Andererseits hat die ganze Klatscherei auch etwas naives - vordergründig benutzen wir das Klatschen ja als Ausdruck unserer Begeisterung. Es ist was alltägliches und etwas was wir von kleinauf gelernt haben - sogar Babys können klatschen! Sich so ein Stilmittel für einen Popsong auszusuchen und gut getimet einzusetzen ist daher eine ziemlich clevere Idee. Denn der gemeine Zuhörer möchte im Song etwas menschliches Hören, er möchte wissen, warum gerade diese Band diesen Song schreibt und was dahintersteckt. Als erstes hören wir da natürlich die Stimme des Sängers und damit ist sie unser erstes Identifikationsmerkmal - alle anderen Merkmale sind genaugenommen ja nur Maschinen die unnatürliche Laute von sich geben (deswegen sind Instrumentalstücke beim Mainstreampublikum auch so unbeliebt). Und deswegen streben wir auch danach, unsere Idole und Vorbilder in Bildform oder, noch besser, auf der Bühne vor uns zu haben - das macht das Musikerlebnis menschlicher. Oder wer kann einen Song hören, ohne sich dabei vorzustellen wie die Künstler aussehen könnten, wie sie diese Sounds zustande bringen, wie sie auf der Bühne stehen würden? Wenn man jetzt also noch ein menschliches Geräusch hinzufügt, was passiert dann? Von daher ein genialer Clou ein so universelles und kindliches Stilmittel wie den Handclap einzusetzen.

Allerdings sollte man folgendes beachten: Wenn man Handclaps in einen Song einbaut, muss man damit rechnen, dass das Publikum beim Konzert mitklatscht. Das kann gutgehen, wahrscheinlicher ist aber, dass eine rhytmisch unbegabte Crowd dem Song den Kopf abschlägt. Ich will jetzt aber auch nicht der Spielverderber sein - es gibt natürlich auch in Deutschland dermaßen funky Publikum, dass einem der Hut wegfliegt ;-).

Mittwoch, Februar 01, 2006

Baby you can't drive my car!

Wenn man den Führerschein machen möchte und sich bei einer Fahrschule anmeldet, sollte man sich über ein paar Sachen bewußt sein - die Ausbildung frisst dein Geld schneller als du "Wieviele Fahrstunden brauch ich denn eigentlich noch?" sagen kannst, deine Kumpels (die alle schon einen Führerschein haben) fragen dich jeden Tag, wie lang es noch bis zur Prüfung ist, und das Wichtigste: Wenn du einmal angefangen hast, gibt es kein Zurück mehr. Und wenn man die ganze Sache eh nur aus beruflichen Gründen macht und sich jahrelang dagegen gewehrt hat, ist es nochmal doppelt so schlimm. Ich war nie besonders scharf drauf, stolz vorm McDrive zu halten und meine Bestellung ins Mikro zu brüllen. Ich bin auch nie so der Autofan gewesen - ist eher ein notwendiges Übel für mich - abgesehen natürlich davon, wenn es mich zu einem Konzert fährt ;-) ). Irgendwann aber sollte man wohl so erwachsen sein und sich eingestehen: Man brauch einen Führerschein. Und es fing auch gar nicht so schlimm an. Erstmal unverbindlich ein paar Preise und Meinung einholen, bei der auserwählten Fahrschule anrufen, zum (zugegeben sehr langweiligen) Theorieunterricht kommen und schließlich die Theorieprüfung bestehen. Ich hab mich feigerweise dafür entschieden, erst nach der Theorieausbildung in ein Auto zu steigen und glaubte mich somit auf der sicheren Seite. Die erste Fahrstunde war..naja wie erste Fahrstunden eben so sind. Und dann ging es tatsächlich bergauf. Alle Horrorvorstellungen meiner Kindheit bezüglich Kupplung und Gangschaltung wurden zerstreut und ich kam eigentlich wirklich gut zurecht. Nun hab ich aber ein Problem was das Autofahren nicht unwesentlich erschwert: es fällt mir extrem schwer, mich über eine so lange Zeit (z.B. eine Fahrtdauer von 90min) auf eine eine einzige Sache zu konzentrieren. Irgendwann schweif ich ab, überseh ein paar Sachen oder denk einfach nicht dran (dafür sind grüne Pfeile ein gutes Beispiel...ach wären sie doch einfach mit der Mauer gefallen...Seh diese Mistdinger erstmal wenn man immer nur im Stockdunklen fährt!).

Von mir selber würde ich also sagen, ich fahr nicht so schlecht, bis auf ein paar kleine Patzer eben. Doch das nützt mir einen Scheiß, denn Fahrlehrer achten besonders auf die Details. Und da ich nun gestern mit dem Prädikat "Schlechtester Fahrschüler" ausgezeichnet wurde (Ich danke meiner Familie und meinen Freunden ohne die ich jetzt nicht hier stehen würde...) weil ich nicht ernst genug an die Sache rangehen würde, ist meine Motivation erstmal im Keller. Manchmal wünscht man sich allein im Auto zu sitzen, ohne einen zynischen Schweiger neben sich - aber ok. Wer wird denn hier gleich den Kopf hängen lassen? Ach man wird ja wohl mal durchhängen dürfen. Das sollte man sich schon gestatten. Und Donnerstag geht es dann weiter.