Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Freitag, Mai 15, 2009

The Cure - Standing on a Beach

The Cure - Standing on a Beach

(1986 / Fiction / 12" Vinyl)

Zugegebenermaßen, ich habe mich lange nicht mehr eingehend mit The Cure befasst. Dafür, dass sich die Band bei mir mit mindestens 3 Alben auf der 10/10er-Seite befindet (befand? Ach,...ich weiß es nicht!), ist sie ziemlich weit weggerückt. Doch als ich heute mal wieder auf der Suche nach einem neuen Rezensionsopfer vor dem Plattenregal rumrollte, fiel mir diese schöne Singlecollection ins Auge. Ja, schon wieder eine Compilation, aber da die meisten dieser Songs nie auf einem Album zu finden waren, macht es schon Sinn, sich mit diesem, lange nicht gehörten, Schätzchen auseinanderzusetzen - und natürlich zu sehen, ob The Cure inzwischen wirklich so weit weg sind, wie ich es derzeit einschätze. Naja mal auflegen, das gute Stück.

Wie schon erwähnt handelt es sich bei Standing on a Beach um eine Singlecollection der früheren Jahre von The Cure. Hier werden die Auskopplungen und non-album-Singles der Alben bis inklusive Head on the Door, also 1986, abgedeckt. Wer sich ein wenig mit der Bandgeschichte auskennt (oder meine Pornography-Rezension gelesen hat), wird wissen, dass die Band um Robert Smith in dieser Zeit enorme Wandlungen durchgemacht hat. Aber der Reihe nacht. Killing An Arab ist der Eröffnungstrack der LP und er hört sich ziemlich genau so an wie ich ihn in Erinnerung hab. Das ist UK-Punk Ende der 70er, mehr oder weniger, vom Fließband. Klar, schmissig ist das Ding schon, genau wie Track 3 Jumping Someone Else's Train, aber die großen Ideen hatten damals sicherlich andere. Man sollte schon eher an den Stellen hinhören, an denen der Knisterpegel meiner (natürlich gebraucht gekauften) Platte ungeahnte Höhen erreicht (sie wurde offenbar oft, sehr oft aufgelegt): Boys don't Cry und A Forest sind sicherlich zwei der wichtigsten Cure-Songs überhaupt und man kann auch heute noch hören warum. A Forest war zwar erstmals ein Abtauchen in düsterere Gefilde (natürlich gepaart mit einem Video, das eins zu eins so aussieht, wie man es sich bei diesem Songtitel vorstellt), ist aber immer noch erstaunlich simpel und catchy. Eine memorable Bassline da, ein paar kaum verzerrte Gitarrenakkorde hier, und ein paar cheesy "piiiuuuuhh"-Sounds eines effektbeladenen Drumkits, fertig der Gothicklassiker (wenn man so will). Für mich noch viel besser ist aber Boys don't Cry, der Song für den The Cure auch heute noch unter Mainstreamhörern bekannt sind. Es gab sicherlich nicht allzuviele Momente in denen Robert Smith als Songwriter, anders als als Stimmungsmacher, Bandleader oder Gitarrist, auftrumpfte... - dieser hier ist einer davon. Ist einfach ein genialer Popsong.

Es folgen zwei Albumtracks. Primary war auf dem 81er-Werk Faith der Rocker unter den 8 Stücken. Guter Song, aber der Rest der LP war mir lieber. Auf diesem Sampler macht er umso mehr Sinn, denn zwischen den upbeat-Stücken der frühen Cure steht er günstiger, als unter den eher ausgefeilten Songs des flächigeren Faith. The Hanging Garden jedoch hätte man nie aus dem Kontext des meisterhaften Pornography nehmen dürfen. Der Song, den ich schon auf dem Album nicht als Highlight empfunden habe, wirkt hier etwas verloren zwischen den anderen Stücken und die laufende Entwicklung einer jungen Band, die sich auf Standing on a Beach Stück für Stück vollzieht, wirkt hier seltsam gebremst - vor allem nach der non-album-Single Charlotte Sometimes, die diesen Job da schon besser macht (vielleicht ist das auch einfach nur Gewohnheit), auch wenn man sie klangtechnisch eher in die Disintegration-Zeit um Ende der 80er einordnen würde, in der der wall of sound, der hier noch etwas primitiver anmutet, zur Perfektion gebracht wurde.

Wenn man die Platte umdreht wird man Zeuge einer der eigenartigsten Transformationen der Musikgeschichte. Es folgt eine Reihe von non-album-Singles die nach dem destruktiven Höhepunkt Pornography aufgenommen wurden und wirklich so anders sind, das man meinen könnte, man hat es mit einer anderen Band zu tun (naja gut, das Besetzungskarussel drehte natürlich...). Let's Go to Bed, The Walk und The Lovecats klingen alle so dermaßen eighties, dass es fast nicht mehr feierlich, aber doch irgendwie faszienierend ist. Und vor allem sind sie eine Lehrstunde in Sachen 80er-Pop die man nicht auslassen sollte - was auch wenige Leute taten - die Singles gehören heute noch zu den kommerziellen Höhepunkten in der Discographie der Band. Manch beinharter Grufti fiel sicherlich vom Glauben ab, als er die kultigen Videos zu diesen Songs gesehen hatte - aber im Ernst: wer dachte wirklich, dass The Cure hier lange stehen bleiben? Na gut, sie machten wirklich ein, eher unnötiges, Album in diesem Stil, The Top von 1984, von dem auch das folgende The Caterpillar stammt, bevor sie sich in ihrer nächsten Inkarnation als exzentrische, aber verlässliche Pop/Rock-Band etablierten. Close to Me, In Between Days, Why can't I be You? und Just Like Heaven waren die Folge, alle 4 wiederrum Beispiele dafür, dass in Robert Smith auch nach gesundheitlich sicherlich weniger günstigen Jahren noch ein wahrer Songwriter schlummerte. Die beiden erstgenannten Songs bilden den Abschluss von Standing on a Beach und was gerade in Close to Me an sonic imgagination aufgeboten wird...das musste einfach ein Hit werden...So...und was bleibt schlussendlich zu sagen? Hat es mir Spaß gemacht mich durch die ersten Jahre dieser Band zu hören? War es eher Nostalgie oder bestehen diese Songs noch heute? Naja zum ersten wäre zu sagen, dass The Cure gerade in den Jahren 80 bis 84 eher eine Albenband waren und die Singleauswahl in dieser Zeit sicherlich nicht immer die Günstigste war. Andererseits ist es beeindruckend welche Pfade diese Band in einer dermaßen kurzen Zeit genommen hat und was für Schmuckstücke sie dabei am Wegesrand hinterlassen haben. Spaß...ja, Spaß hatte ich - let the eighties wash all over you.

Die Vinylaufmachung von Standing on a Beach fand ich immer schon etwas gewöhnungsbedürftig. Aus dem Artwork-Konzept hätte man sicherlich ein bischen mehr machen können als ein paar schwarz/weiß-Fotos mit angedeuteten, künstlichen Farben anzureichern, ein paar der alten Single-Cover ins den Sand zu schmeißen (siehe Klappcover) und ne Alge daneben zu legen...Andererseits, besser ein Klappcover als gar keins. Vielleicht liegt meine Skepsis auch an meiner zerramschten, durchstochenen, befleckten und abgegriffenen Ausgabe? Macht nix, für 5 Euro kauft man sich so eine Platte - Keine Frage!

Rating - 8 / 10
Vinyl-Rating - 6,5 / 10

- CGV -

Donnerstag, Mai 14, 2009

Various Artists - 2001: A Space Odyssey OST

Various Artists - 2001: A Space Odyssey OST

(1968 / MGM / 12" Vinyl)

Da hat man mal zwei Tage Urlaub, die Ruhe weg und Lust mal wieder eine komplett neue Rezension zu schreiben (wie gesagt, ein oder zwei hab ich noch in einem Notizbuch stehen, bloß nie abgetippt), lässt seinen Blick durchs Plattenregal streifen, zieht Merriweather Post Pavillion in Erwägung, bleibt kurz bei Reckoning hängen und lässt schließlich auch Exile on Main St links liegen. Neenee, da muss schon was ganz anderes her! Dann muss es schon eine Klassik-Soundtrack-Compilation zu einem der verwirrendsten und besten Filme aller Zeiten sein! Ich glaube, die einzige Soundtrack bzw Compilation Rezension die ich geschrieben hab war über den Lost in Translation OST, der natürlich ganz im Zeichen der Indie/Pop-Musik stand - eine wahnsinnig gute und stimmungsvolle Zusammenstellung, ohne Frage, aber der Soundtrack zu 2001: A Space Odyssey ist wichtiger, zeichensetzender, revolutionärer, er ist einfach sowas wie DER Soundtrack. So revolutionär, dass nach Release des Filmes auf Veröffentlichungen einiger der über hundert Jahre alten Klassiker, die auf dieser Compilation zu finden sind, plötzlich ein Aufkleber prangte "as heard in 2001: A Space Odyssey".

Wie gesagt, es handelt sich hier um eine Zusammenstellung klassischer Stücke aus dem deutschsprachigen Raum und avantgardistischen Kompositionen aus dem (damals) sowjetischen Gebiet. Den Anfang macht Also Sprach Zarathustra von Richard Strauss in einer Einspielung der Berliner Philharmoniker und egal ob man den Film nun kennt oder nicht, man hat automatisch die "Knochenszene/Reborn-Szene"vor sich, ob nun aus dem Original oder aus einer der unzähligen Parodien - (die Verbindung zwischen Nietzsches Zarathustra und der Storyline des Filmes...das muss ich wohl nochmal mit einer Philosophiestudentin erörtern...). Kubrick, der den Soundtrack eigentlich nur für ein Testscreening des Films zusammenstellte (der eigentlich angedachte Score befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Produktion) hat hiermit wohl den wichtigsten Grundstein für die Verwendung von Musik in Filmen ever gelegt. Es ist wahrscheinlich, dass kein anderes Stück die bombastische Anfangssequenz des Films besser hätte einfangen können als Zarathustra, vorallem eben nicht der Score von Alex North. Das sah offenbar auch das Testpublikum so. Und so kam es dazu, dass der inzwischen tatsächlich vollendete aber eben nie verwendete Score schließlich erst 2008 in seiner Originalform zugänglich gemacht wurde, aber nie im Kontext des Filmes zu hören war. Angeblich erfuhr North erst kurz vor der Veröffentlichung, nachdem er eine Vorpremiere des Films gesehen hatte, dass sein Soundtrack abgelehnt wurde...man weiß es nicht. Fakt ist jedoch, dass der Film es nicht nur schaffte, wohlbekannte klassische Stücke in einem cinematischen Kontext neue Konturen zu verleihen, es war ihm durch seine optische Brillianz auch möglich, dem Publikum eine so abstruse und anspruchsvolle Chorkomposition wie György Ligetis Requiem näherzubringen ohne das jemand das Kino verlassen musste. Auch Requiem ist eng gekoppelt mit einigen Schlüsselszenen des Films und wirkt am eindringlichsten an dem Punkt, als wir merken, dass es der Monolith der auch für die beklemmende Anfangssequenz verantwortlich war, auch in der Gegenwart auftaucht. Die Musik sugeriert in diesem Moment die absolute Bedrohung, ausgedrückt durch ein unterschwelliges, wortloses Chorarrangement des rumänischen Exzentrikers. Mit etwas weniger Respekt könnte man die Musik einfach "gruselig" nennen, im klassischen Kontext heißt es dann wohl "intensiv" - wie man es auch dreht, ohne dieses Stück wäre der Film nur halb so wertvoll. Ohne merkliche Pause geht Requiem in Lux Aeterna über, das zwar immer noch die Grenzen der traditionellen Klassik weit hinter sich lässt, aber doch, zumindest etwas, harmonischer (auch wenn hier nicht unbedingt Harmonien in herkömmlichen Sinn vorliegen) wirkt. Auch hier lässt er uns spüren, zu welchen Klängen ein guter Chor, komplett ohne Textvorgaben fähig sein kann. Ein bischen erinnert mich das Stück an einige der Kompositionen die Brian Eno für sein "Mondalbum" Apollo Atmospheres and Soundtracks geschrieben hat - und auch in 2001 wird Ligetis Stück dazu benutzt, einen Flug über die Mondoberfläche eindrucksvoll zu untermalen.

Den laufzeitmäßig größten und wohl auch populärsten Teil des Soundtracks nimmt wohl An der schönen blauen Donau von Johann Strauss ein, auch hier wieder eine Einspielung der Berliner Philharmoniker. Das Stück hat natürlich nichts von der herausfordernden und subtilen Wirkung der Ligeti-Kompositionen, wirkt stattdessen mit seinem herantapsenden Beginn und seinen harmonischen Bögen wie gemacht für die geniale Szene, in der es schließlich auch eingesetzt wurde - das Andocken an den Spaceport. Das dieser Teil des Films ausschließlich mit, damals revolutionären, Special Effects umgesetzt wurde, ist kaum zu glauben wenn man sich die walzermäßige Präzession und Anmut ansieht, mit der hier choreografiert wurde. Wie hätte man diese Szene schlüssig anders unterlegen sollen? Hier wurde ein zweites mal das Ziel erreicht, den Film, untrennbar mit seinem Soundtrack, als Gesamtkunstwerk zu etablieren. Und wenn der Film schließlich der Dramatik der Musik zu folgen scheint und auf den Höhepunkt der Szene zusteuert, wird es schließlich fast unmöglich zu trennen was vorher da war: Musik oder Film?

Filmisch mindestens genauso eindrucksvoll und perfekt unterlegt wurde die Szene, in der wir das erste mal die Hauptprotagonisten beim Training bzw beim Aufwachen in ihrem Raumschiff sehen. Hierfür wählte Kubrick eine ähnlich harmonische Komposition, die Gayne Ballet Suite von Arem Khachaturian, einem armenisch-kommunistischen Hardliner dessen Werke oft von seiner Weltanschauung beeinflusst waren. Hier hingegen hören wir nur ein unheimlich schönes Stück, die zwar möglicherweise nicht unaustauschbar ist, aber den Film kongenial unterstützt. Ein bischen anders ist es bei Ligetis drittem Beitrag, dem verstörenden Athmospheres. Unterlegt wurde hiermit die Szene, in der Hauptakteur Dave quasi wiedergeboren wird (wenn man die Szene so interpretieren möchte). Wenn man den Film und im speziellen diese Szene vor dem inneren Auge ablaufen lässt ist es schwierig, die Musik damit zu asoziieren. Die Erinnerungen an Dimensionen die mit Lichtgeschwindigkeit vorbeirauschen, an neu geformte Sternenbilder und Flüge über diverse Planetenoberflächen scheinen eigentlich nach einer dynamischeren Musik zu verlangen. Wenn man sich 2001 dann aber tatsächlich mal wieder ansieht ist es unglaublich, welche Wirkung Atmospheres auf den Szenenverlauf hat. Hier scheint die Komposition den Film beinahe zu dominieren, obwohl die Wiedergeburt sicherlich eine der optisch eindrucksvollsten Szenen der Filmgeschichte sein dürfte - ein Grund mehr, dass sich an dieser Szene auch nach Jahren immer noch die Geister scheiden. Für mich bleibt es eine der genialsten und perfektest umgesetzten Visionen Kubricks und Ligetis. Trotz voll orchestrierter Umsetzung (immerhin 56 Streichinstrumente sind hier, theoretisch, zu hören) hat das Stück rein gar nichts von einem gemütlichen Abend in der Philharmonie. Atmospheres ist sicherlich eines der herausfordernsten Stücke Ligetis und lässt weder melodischen, noch rythmischen Rahmen erkennen. Atmospheres ist Klang, ausschließlich Klang. Und wenn man nach dessen ruhigem Ausklang mit einer feierlichen Reprise der Donau zurückgeholt wird, ist man einfach nur erstaunt, wie unterschiedlich Musik sein kann und wie genial ein Rahmen sein muss, der zwei solcher Stücke tatsächlich plausibel zusammenhalten kann.

Dieser Soundtrack ist sicherlich eine Millionen mal neu aufgelegt wurden (u.a. in einer späteren CD-Auflage inklusive einer uneditierten Version von Atmospheres und, sicherlich weniger sinnvoll, einer Montage von "Bösewicht" HALs Monologen) und bei der Suche auf ebay ist man mehr oder weniger auf sein eigenes Glück angewiesen um eine einigermaßen erhaltene Ausgabe zu ergattern - zu wenige Menschen wissen um die Brillianz dieser Zusammenstellung und versteigern sie als "Dachbodenfund". Ich habe jedenfalls eine sehr gut erhaltene LP bekommen auf der die Farben des wunderbaren, hochgänzenden Covers (eine Zeichnung der Andock-/Donauszene) auch nach 40 Jahren noch so leuchten wie (vermutlich) am ersten Tag. Der Rückcovertext versucht sich zuerst an einer Zusammenfassung der Filmgeschichte und preist anschließend Kubrick, den "great american director" der uns aufzeigt, was wir an Merkwürdigkeiten und Schönheit finden können, wenn wir im Jahr 2001 den Mond und andere Planeten entdecken werden. Schlussendlich war es 1968 bei Release des Filmes nur noch ein Jahr, bis die Menschheit tatsächlich den Mond betrat, aber dieser Text ist ein Musterbeispiel für die Blumigkeit damaliger Plattentexte. Besonders schön gelungen ist jedoch die Aufstellung, welche Musik in welcher Szene zu hören ist und die Abbildung zwei eher obskurer schwarz/weiß-Szenenfotos (von denen es in einer ebenfalls erschienenen Klappcover-Auflage wohl noch mehr gibt...). Eine der, eigentlich weniger aufwendig gemachten, LPs, die ich aufgrund des wunderbaren Covers aber immer wieder gern aus dem Regal nehme. Und wie bewertet man jetzt so einen Brocken...?

Rating - 10 / 10
Vinyl-Rating - 8,5 / 10

- CGV -

Donnerstag, Mai 07, 2009

Best of Records 2008 - Alben & Singles

Ich freu mich jedes Jahr wie ein Schneekönig darauf, meine Jahrescharts zu veröffentlichen, paradoxerweise hab ich das Ganze bisher aber nur 2 mal geschafft...irgendwie werd ich nie fertig...Aber vielleicht tut ein bischen Abstand zum Vorjahr der ganzen Sache ja eigentlich auch ganz gut. Deswegen jetzt einfach mal hier, ohne viel Tamtam...meine Favorites aus 2008. Vielleicht werde ich die bisher geschriebenen Minirezensionen ja irgendwann mal irgendwo veröffentlichen.


Alben


01. Bonnie "Prince" Billy - Lie Down in the Light

02. Deerhoof - Offend Maggie

03. R.E.M. - Accelerate

04. Bon Iver - For Emma, forever Ago

05. Sonic Youth & Mats Gustafsson & Merzbow - Andre Sider af Sonic Youth (SYR8)

06. Connor Oberst - Connor Oberst

07. Jamie Lidell - Jim

08. Stephen Malkmus & The Jicks - Real Emotional Trash

09. Portishead - Third

10. My Morning Jacket - Evil Urges


Was ist über 2008 im Albenrückblick zu sagen? Ich würde es nicht unbedingt als schwaches Jahr bezeichnen, aber wieviele Klassiker werden stehenbleiben wenn ich Ende diesen Jahres vielleicht ein Best of 2000s zusammenstelle? Klar Portisheads Third war schon ein ganz schöner Brocken (im positiven Sinne), aber wird er sich jemals in meine all time favorites einreihen? Für einen guten 9ten Platz reicht es auf jeden Fall. Vampire Weekend hatten auch etliche tolle Songs auf ihrem Debüt, aber reicht das um am Ende hier aufs Treppchen zu kommen? Nicht ganz. Sehr knapp sind auch die Fleet Foxes rausgeflogen. My Morning Jacket kriegen schon aus Prinzip einen Platz, auch wenn Evil Urges sicherlich nur zum Teil gelungen war. Connor Oberst war vergangenes Jahr wieder gewohnt stark (daran war ich sogar schon so sehr gewohnt, dass das Album meinerseits nichtmal besonders erwartet wurde und mich dann umso mehr beeindruckte!). Über Stephen Malkmus kann man das gleiche sagen, auch wenn Real Emotional Trash noch etwas dreckiger rockt als seine ersten 3 "Solo"-Platten. Jamie Lidell war für mich letztes Jahr eine der schönsten Neuentdeckungen und obwohl der Vorgänger Multiply noch etwas weiter vorn war als das diesjährige Jim, ist der Platz 7 redlich verdient. Sonic Youth haben in letzter Zeit sicherliche einige Sachen gemacht, mit denen ich nicht 100% einverstanden bin (z.B. dieses Werk nur auf CD zu veröffentlichen!), SYR8 war aber eins der absoluten Highlights des Jahres.

Die ersten vier Plätze haben es mir dennoch etwas mehr angetan: Bon Ivers Debüt For Emma, forever Ago ist eins dieser Alben die aus dem Nichts kommen und tatsächlich keine Orientierungspunkte in der Musikgeschichte bieten. Hier hört man genau wo und wie dieses Meisterwerk aufgenommen wurde und welche Kraft dahintersteckt - unbedingt anhören! R.E.M. machen trotz Narrenfreiheit mit Accelerate wieder ein hingebungsvolles, wahnsinnig gutes Album - auch wenn die Vergleiche mit ihren IRS/Indie-Platten der 80er etwas hinken. Deerhoof geben mal wieder alles: nicht so weltumspannend innovativ und glücklichmachend wie die beiden Vorgänger The Runners Four und Friend Opportunity, aber trotzdem das zweitbeste Album 2008 - kann man sichauch in Manchester im Arndale Center anhören...Den ersten Platz besetzt Will Oldham, nachdem 2006 meine Jahresabstimmung ja ins Wasser fiel und ihn damit seinen sicheren Platz 1 mit Letting Go kostete, gibt es nun endlich Gold. Lie Down in the Light war einfach das liebevollste und kostbarste Album 2008, und das bei einem Fließbandarbeiter wie Oldham - Rezension folgt ganz sicher.



Singles / EPs


01. Peter Fox - Alles Neu

02. Portishead - The Rip

03. Lady Gaga - Just Dance

04. The Roots - 75 Bars (Black's Reconstruction)

05. Gnars Barkley - Going On

06. Vampire Weekend - Cape Kod Kwassa

07. Animal Collective - Water Curses

08. Gallon Drunk - Bad Servant / Down at the Harbour

09. Cold War Kids - Something is not Right with me

10. Nick Cave & The Bad Seeds - Dig, Lazarus, Dig!!!


Eine gänzlich andere Baustelle sind dieses Jahr die Singles und EPs. Hier holt eindeutig der Mainstream auf und wirft mit Peter Fox und Lady Gaga zwei Tracks ein, die zukünftig ganz sicher Klassiker sein werden und das nicht nur, weil sie produktionstechnisch zum Besten gehören, was seit langer Zeit zu hören war. Wenn wir gerade dabei sind: entäuschend war die Kollaboration von Modeselektor mit Fettes Brot für Bettina...einfach nur deshalb weil Fettes Brot zum kotzen sind. Weiter im Text: für ein bischen Indie Credibility (...) sorgen Animal Collective mit ihrem verschwurbelten EP-Titeltrack Water Curses, Gallon Drunk (wieder ein Manchester-Fund!) mit ihrer Doppel-A-Seiten Single, die Cold War Kids (nur für den Gitarrenpart!) und natürlich, gewohnt grandios, Nick Cave. Von den Roots gibts es mit 75 Bars den härtesten und beeindruckendsten Track seit Jahren, thx to ?uestlove und Black Tought die hier gänzlich ohne features auskommt (die am Ende ihr Album Rising Down leider etwas reingerissen haben...). Gnarls Barkleys Going On ist ein würdiger Nachfolger zu Crazy, aber auch hier konnte das Album nicht ganz mithalten - nichtsdestotrotz ein grandioser fünfter Platz. Portisheads The Rip war sicherlich einer der eindrucksvollsten Songs des Jahres, aber nicht ganz so eindrucksvoll, innovativ und out of the blue wie Peter Fox's Alleingang Alles Neu. Ich denke diesen ersten Platz kann ich auch in ein paar Jahren noch vertreten.

- CGV -