Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Donnerstag, Januar 26, 2006

This is where the summer ends - in a flash of pure destruction, no one wins

Halten wir mal Derzeitiges fest: Der "Schurkenstaat" Iran besitzt seit Jahren atomare Kapazitäten, wobei die Staatenführer offenlassen, welches genaue Ziel mit ihrem Atomförderungsprogramm verfolgt wird. Mit unseren Vermutungen liegen wir sicherlich richtig. Darüberhinaus wird von einem "zivilen Verwendungszweck" gesprochen - Atomkraftwerke? Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad sprach im Oktober letzten Jahres davon, den "Schandfleck Isreal von der Landkarte zu tilgen". Bei selbiger Versammlung, einer Militärparade, wurde auch eine sog. Shahab-3, eine Langstreckenrakete und eindeutiges Symbol für die atomare Macht des Irans, am begeisterten Publikum vorbeigefahren.

Das ist harter Stoff für die westliche Gesinnung. Die Symbolik in vielen arabischen Staaten ist natürlich eine andere, das haben wir vor allem in den letzten Jahren gelernt. Diplomatie und politische Sensibilität liegen nicht unbedingt auf der Straße. Was von vielen als außenpolitische Symbole der Bevölkerungswut angesehen wird, z.B. brennende Flaggen, darf heute eigentlich fast nicht mehr ernstgenommen werden - soviel Verständnis für die proletarische Gesinnung gegenüber imperialistischen Großmächten und die Lebensumstände vieler Völkergruppen ist inzwischen vorhanden. Doch wenn diese Äußerungen und Vorhaben vom Staatschef - dem Repräentanten des Iran - kommen, darf man es ja wohl Drohung nennen, oder? Ja wir haben tatsächlich enorm viel gelernt in den letzten 5 Jahren. Wir haben gelernt, dass es 2 Wege gibt, dem sich- zuspitzenden Zeitgeschehen gegenüberzustehen. Entweder man hält sich raus und geht auf Zehenspitzen um Niemandem auf die Füße zu treten, oder man macht sich auf, die ganze Welt zu befreien. Gerhard Schröder erhielt damals viel Lob für die Entscheidung, Deutschland aus den Gefechten nach 09/11 rauszuhalten. Einen ähnlichen Kurs fuhr zu der Zeit auch Jacques Chirac und schien dabei ebenfalls seinem Volk aus der Seele zu sprechen. Es brachte Beiden sogar einen erheblichen Beliebtheitsschub. Umso erstaunlicher, wie sich die Dinge seit der Irak-Debatte verändert haben. Es scheint geradezu eine Nuklear-Manie ausgebrochen zu sein! Vorbei die Leisetreterei - lasst uns lieber auf den Howdy!-Kurs der Bush-Administration aufspringen?! Nicht ganz, aber es herrscht auf einmal eine Direktheit, die man dem gemeinen mitteleuropäischen Politiker gar nicht zugetraut hätte. Chiracque fällt offenbar in alte Verhaltensmuster zurück (erinnert sich noch jemand an Fuck Chiracque?) - oder sieht er sich nur gezwungen seinen Atom-Etat zu rechtfertigen? Und erwartet man heftige Kritik dafür aus Deutschland, kriegt man heutzutage nur ein müdes Schulterzucken von Neukanzlerin Merkel. Die Leidenschaft der deutschen Politik steckt vermutlich bereits im Ruhestand. So meldete sich kürzlich Ex-Verteidigungsminister Scholz (1988-1989) um in Frage zu stellen, ob Atomschutzgarantien der USA gegenüber Deutschland aus Zeiten des Kalten Krieges (!) denn noch Bewandniss hätten und ob, wenn nicht, auch Deutschland ein paar Atombomben brauchen könnte. Ich habe diesen Scholz zwar noch nie gesehen, aber ich stelle ihn mir ein bischen vor wie den durchgedrehten Verteidigungsminister in Mars Attacks! - nur leider ist das nicht so komisch.

Mittwoch, Januar 25, 2006

Hot Hot Heat - Elevator

Hot Hot Heat - Elevator

(2005 / Reprise / 12" Vinyl)

In meinen Jahrescharts 2005 reicht es zwar nur für einen 4ten Platz, doch irgendwo muss man die ganzen tollen Platten aus diesem Jahr ja unterbringen. Aber allein die Tatsache, dass scheinbar kein Kritiker das Album noch am Jahresende zu seinen Favoriten zählt, ist für mich ein Anlass Elevator nochmal in besonderer Weise zu preisen.

Viele der Kritikpunkte hab ich mal im Vorbeigehen aufgeschnappt: "langweilige PopRock-Band", "hängt einem schnell zum Hals raus", "diese Stimme!". Ich musste ja auch selber erstmal überzeugt werden. Nicht gerade begeistert war ich im Vorfeld nämlich vom hochgelobten Vorgänger Make up the Breakdown - eigentlich mochte ich nur This Town. Der Rest war mir irgendwie zu unfertig, zu orgelig und überhaupt: was sollten denn das für komische Melodien sein? Irgendwie kam es dann aber doch dazu, dass Middle of Nowhere als Album-Preview-Download von www.hothotheat.com den Weg auf meine Festplatte fand. Im ersten Moment herrschte etwas Verwirrung. Wo war denn das ganze Spielerische geblieben? Die Abgedrehtheit? Middle of Nowhere ist halt tatsächlich der bodenständigste und irgendwie normalste Track auf Elevator - sowas wie ein kleiner Ruhepol.
Blame the caffeine for all the 5 a.m. phone calls - genau so klingt dann der Rest der Platte. Als würde man mitten in der Nacht von einem hysterischen Anrufer belästigt. Das Album strahlt eine Überdrehtheit aus, die nahelegt, es könnte jeden Moment über die Klippe springen. Die Arrangements sind dermaßen auf den Punkt, dass man das Gefühl hat, die Band hätte die Songs in jahrelanger Detailarbeit geschrieben, die Aufnahmen hingegen sind von einer derartigen Spontanität durchzogen, dass man sich fragt, wie wenig Takes denn tatsächlich dafür gebraucht wurden. Dafür verantwortlich: offenbar Produzent Dave Sardy - der Mann der 2005 auch Oasis zu einem (endlich mal wieder) mehr als formidablem Album verholfen hat.

Ein paar liebgewonnene Eigenschaften haben Hot Hot Heat dennoch beibehalten. Bei vielen Songs orgelt es noch hier und da, der Energielevel wurde nochmal angezogen (siehe z.B. das atemlose Island of the honest man). Dieses Album ist eben für den Tanzboden gemacht, doch selbst der schlimmste Stubenhocker wird sich von seiner Couch stürzen wollen wenn Running out of Time loslegt. Und über allem thront Sänger Steve Bays. An Selbstbewußtsein nochmal kräftig zugelegt leidet, winselt er, euphorisiert den Zuhörer oder prescht ihm entgegen.

Und wie war das mit der geringen Haltbarkeitsdauer der Platte? Ich hab wirklich oft gelesen, man solle sich doch den Gefallen tun und Elevator nicht zu oft hören. Aber wie soll man das denn machen? Die Songs rotieren sowieso pausenlos im Kopf und es wird mit jedem mal schwerer, die Dauer bis zum nächsten Durchlauf abzuwarten. Das einzige mal als das Album 2005 vom Plattenteller kam, war als ich mit den Ponys eine vermeintlich noch energiegeladenere Band entdeckt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Elevator aber schon zu sehr mein Jahr bereichert und sich unverzichtbar gemacht um es zu verstossen.

Die Vinylausgabe (einfache LP, schwarzes Vinyl) von Elevator kommt im Klappcover, welches das absurde Artwork im Innenteil originell weiterführt. Ebenfalls dabei: ein Lyric-Sheet - leider etwas farblos. Die Pressqualität ist gut, Verarbeitung ebenfalls.

Rating - 9/10
Vinyl Rating - 7,5/10

- CGV -

Hot Town, Summer in the City!

Naja noch nicht ganz - aber man sollte ja schonmal vorsorgen! Gerade in solch kalten Zeiten (Bin selber auch erkältet - ich fühl mich als hätte mich eine riesenhafte Biene mitten ins Gesicht gestochen) ist es doch wichtig, sich mit Vorfreude auf den Sommer etwas aufzuwärmen. Deswegen bin ich seit heute dabei, eine Es-wird-warm-Playlist zu erstellen. Beim Hören sollte sich Folgendes einstellen: Man steht inmitten von Schnee und eisigem Wind, schaltet seine Playlist an und wundert sich, warum die Menschen auf der anderen Straßenseite eigentlich nicht anfangen zu tanzen - ach man hat ja Kopfhörer auf! Man soll sich sofort warm und behaglich fühlen wenn einem die ersten Sonnenstrahlen in der Nase kitzeln!

Das Beste daran ist natürlich, dass diese Playlist das ganze Jahr über funktioniert - im Winter zur Vorfreude und im Sommer natürlicherweise sowieso. Also dann will ich mal - Nachahmung ist empfohlen ;-) Ich wünsch schonmal einen wunderbaren, sonnigen persönlichen Sommer!

Bright Eyes - The City has Sex
The Shins - Fighting in a Sack
The Lovin' Spoonful - Summer in the City
Smash Mouth - Walking on the Sun
Bright Eyes - Another Travellin' Song
The Libertines - Beggin'
Sleater Kinney - Wildnerness
Belle & Sebastian - Another Sunny Day
...

- Wird natürlich fortlaufend editiert -

Dienstag, Januar 24, 2006

Untitled #4

Letzten Donnerstag hatte übrigens meine Kleine ihren 21ten Geburtstag - Das ist das Mädchen, das sogar beim Staubsaugen noch ganz lieb guckt. Hab dich lieb! :-* Und hier ist ein - etwas verspätetes - Murmeltier für Dich!

Werd demnächst mal wieder etwas mehr SCHREIBEN - demnächst also mehr Listen, Rezensionen, usw!

Samstag, Januar 21, 2006

Untitled #3

Sonntag, Januar 15, 2006

State of the TV Nation - Part 2 (From the X to the Z)

From the X to the Z to the X to the Z to the... - immer wieder spult er es ab. Als ob wir ihn nicht langsam kennen würden. XZibit, der Host der MTV West Coast Customs Werbesendung Pimp my Ride, stellt sich dem geneigten Zuschauer vornehmlich mit jenem mantraartigen Ausspruch vor. Das ist nicht neu, das gab es schon zu Zeiten, als XZibit noch der mittelmäßige Rapper war, der ab und zu für zwei Textzeilen von den Größen des Geschäfts gefeatured wurde und selber Platten mit so schönen Namen wie Weapons of Mass Destruction (Songtitel? Gern! Crazy Ho, Bitch Ass Niggaz und, ganz toll, Choke me Spank me Pull my Hair) rausbrachte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heut holt er am Anfang jeder neuen Pimp my Ride-Folge einen total überraschten, jungen Vorstadt-Amerikaner an der Haustür ab ("WHOA i can't believe it! X, you're the man, man!"), schnuppert ein bischen an seinem Auto und fährt es dann höchstselbst, höhnisch kommentierend in die Werkstatt seiner Gang. Werkstatt? Ja, denn die Karren sind Schrott, eigentlich sogar so sehr, dass sie selbst auf amerikanischen Straßen eigentlich nicht mehr fahren dürften - aber darüber sehen wir mal hinweg, denn eigentlich geht es in dieser Sendung um das, schon zum geflügelten Wort gewordene, pimpen. Den Rest der Sendung bestreitet dann eben die Crew von West Coast Customs die der Innenaustattung des Wagens verschiedene Gimmicks hinzufügt - Plasmabildschirme unter dem Auto (!), Gitarrenamps im Kofferraum, Schminktischchen auf der Konsole, usw. Und am Ende freut sich jener junge Fahrzeughalter natürlich ganz doll über sein neues Auto und muss, unter den kritischen Augen des Hosts und seinem Gefolge, alle Features des Autos austesten. Thank you West Coast Customs for Pimping my Ride.

Eigentlich ist es ja nichtmal verwerflich für, z.B. den jungen Autofreund, die Sendung als, zwar debilen, aber netten Fernsehspaß für zwischendurch anzuschauen. Ebenso wurde eigentlich schon genug auf die Show eingeprügelt. Wenn Pimp my Ride hierzulande dann aber dermaßen erfolgreich ist, dass sie (zusammen mit Dismissed) eine ganze Schar noch viel debilerer MTV-Sendungen (siehe Room Raiders, Punk'd, Newly Weds,...) nach sich zieht um jede Hoffnung auf mehr Musik im Musikfernsehen im Keim zu ersticken, ist das schon sehr traurig. Das Kurioseste: Es gibt sogar DVD-Season Boxen der Shows (zum immer wieder anschauen...)! Aber Moment: hat nicht eigentlich alles mit Jackass angefangen? Egal...

Ähnlich geht es da derzeit bei Viva zu. Zwar ist der Sender weg von seinem Image als Auffangbecken drittklassiger Anime-Serien, doch merkt man ihm an, dass er jetzt eigentlich auch zur MTV Mediengruppe gehört. Hier überwiegen jedoch die eigenen Show-Konzepte - Zum Beispiel Jung, sexy sucht - eine Dating-Show in der sich die männlichen Bewerber dermaßen zum Horst machen (z.B. beim oben-ohne Twister spielen der Kandidaten), dass man beim Zuschauen beinahe Schuldgefühle entwickelt. Wunderbar hingegen Shibuya, eine Karaoke-Show die dermaßen erfrischend ist, dass man eigentlich jeden Moment mit der Absetzung im Tausch gegen ein ausgelutschtes Konzept rechnet. Hier geht es tatsächlich nur um Musik. Die Kandidaten singen, sonst nix. Die Jury bewertet die Fähigkeiten, sonst nix - und das alles ohne große Effekthascherei. Moderatorin Gülcan kann man wahlweise anstrengend oder sympathisch finden - gleiches gilt für die Kandidaten. Einfach kurzweiliges, unterhaltsames Fernsehen, dass sich nicht aufdrängt - das gibt es auch noch. Die Zeiten in denen Sendekonzepte a la 2Step oder gar Freak Stars 3000 im Musikfernsehen Platz fanden sind eindeutig vorbei - nehmen wir also was man bekommen kann.

Untitled #2

Dienstag, Januar 10, 2006

Untitled #1

Der Erste Untitled-Post wird lediglich eine kleine Empfehlung sein. Beim Durchstreifen von blogger.com bin ich im folgenden Blog hängengeblieben:

HI (by Kyle)

Genial! Ich finde, der Typ sollte so Täglich-Abreiss-Kalender herausgeben!

Montag, Januar 09, 2006

McLusky - That Man will not hang

McLusky - That Man will not hang

(2004 / Too Pure Records / 7" Vinyl)

Bei McLusky Tonträgern gibt es zwei Arten: Auf den Alben legt (oder besser: legte - McLusky haben sich leider 2005 aufgelöst) die Band eine ungeheure Experimentierlust an den Tag, dröhnt, quietscht, lärmt und bollert, während irgendwo (meistens im Hintergrund) eine Stimme (wahlweise die von Gitarrist Falco oder Bassist Jon) zwischen (Melodie-)Genie und (Kreisch-)Wahnsinn pendelt (OK: das waren jetzt ziemlich viele Klammern...). Singles von McLusky hingegen fallen etwas aus dem Rahmen: gewöhnlich potenziert sich das Irrsins-Potential um ein Vielfaches, oder aber die Band lehnt sich zurück, dreht den Spieß um und schreibt ein paar lupenreine, abgespeckte Sing-a-long-Ohrwürmer. Diese gehört eher zu Ersterem.

That Man will not hang war mein Einstieg in den McLusky 7"-Sammelwahn und mein signiertes Exemplar wird auf immer einen Ehrenplatz in der kleinen Kiste haben. Die Gemeinsamkeit aller Singles jedoch ist die unverhältnismäßig hohe Qualität der B-Seiten - hier hat man sich wohl ein Beispiel an Zeiten genommen, in denen Singles noch essentiell waren und die Qualität beider Seiten mehr oder weniger über die Zukunft des Künstlers entschieden hat. Die A-Seite hat hier nicht viel mehr zu bieten als den Titeltrack, so wie man ihn vom Album kennt (also kein Single-Mix oder sonstiges) - der jedoch hat es in sich. Der Bass stand bei McLusky noch nie so im Vordergrund (und das will was heißen!), die Drums sind typisch Albini, Gitarre stimmt nur im Refrain ein und der Gesang ist wieder irgendwo ganz tief im Mix versteckt. Auf der B-Seite befinden sich dann 2 Non-Album Tracks: The London Whine Company (Demo) und The All Encompassing Positive. Während Ersterer, ein recht simpler Up-Tempo Track, nicht wirklich vom Fleck kommt, ist Positive, und das wähle ich mit Bedacht, der wahrscheinlich beste McLusky Outtake überhaupt! Minutenlang hört man nur ein simples Gitarrenriff, das eine winselnde, kaum hörbare Stimme (vermutlich Jons?!) begleitet. Die Intonierung, während der Strophe gleichgültig und schlaftrunken, im Refrain leidend, gibt dem Song eine unglaublich triste Atmosphäre, welche plötzlich dermaßen heftig von trompetenartigem Feedback zerrissen wird, dass man regelrecht erschrickt. Und unter all dem Lärm schreit der Protagonist um sein Leben - dramatischer gehts nicht.

Zum Vinyl selber gibts nicht allzuviel zu sagen: die schwarze 7" kommt im stabilen Pappschuber, jedoch ohne Inner Sleeve, was mich persönlich immer etwas stört. Aufgedruckt sind die üblichen Produktionsdaten und Songtitel. Die Pressung war soweit ich mich erinner guter Durchschnitt - mein Exemplar ist durch exzessives Hören doch schon etwas abgenutzt.

Rating - 8/10
Vinyl Rating - 6/10

- CGV -

Sonntag, Januar 08, 2006

State of the TV Nation - Part 1 (The Rise of Tine Wittler)

Wir wissen ja alle, wie der Import von Ami-Kackbratzen MTV-Sendungen wie Dismissed, Pimp my Ride und neu: Date my Mom (was dermaßen nach bizarrer, grenzdebiler Comedy riecht, dass es nur traurig ist, dass das alles real sein soll) Fernsehdeutschland das Genick gebrochen hat. Doch jetzt kommt Tine Wittler und tritt auf den toten Körper ein! Der überdimensionale Anteil von deutschsprachig produzierten Datingshows, Hausbaudokus und Wohnungsrenoviersendungen im TV legt eigentlich nah, ganz Deutschland sei mittlerweile zurechtgepimpt. Wären da nicht noch die unzähligen Fabians, Justins und Baltasar-Kevins (ergo: unerzogene Drecksbälger), welche man schamlos in irgendwelchen We are Family-Dokus oder Nanny-Shows zu Geld machen kann. Die Hoffnung der Eltern, die Kinder würden sich in 2 Jahren dermaßen für ihr missratenes, mitgeschnittenes Verhalten schämen, dass sie plötzlich lieb werden (dafür war früher die Mini Playback Show da) scheitert an der Tatsache, dass inzwischen jedes möglicherweise ernsthaft verhaltensgestörte Kind von Fernsehpfarrerin Katja Saalfrank "geheilt" werden darf. Man muss sich ja nicht selber um seine Kinder kümmern! Ach und überhaupt: Tine Wittler! Es scheint, dass ihre Einflüsse bei RTL (a.k.a. Die Kammer des Bösen) inzwischen so weit reichen, ihren pfundigen Geschwistern eine eigene Show (Upps! - Die Pannenshow) zu beschaffen, die unter dem Mantel des Homevideos Motorradunfälle im Überfluss zeigt (scheint auch wieder in zu sein), während in der Werbepause immer neue Leckerein auf den Studiotisch gestellt werden, die dann on air genüsslich vom Moderationspärchen vertilgt werden sollen (...und werden).

Nun fragt man sich: woher kommen diese wahnsinnigen Konzepte? Ok: die "witzigen" Homevideos sind seit Jahren eine Institution in Deutschland und kehren jetzt, nach kurzer Übersättigung zurück. Ich-mach-deine-Wohnung-wieder-schön-Sendungen gibt es auch schon eine Weile (Avenzio, Home S.O.S., ...) waren aber bisher weise ins Vormittagsprogramm verbannt. Die Supernanny hingegen scheint eine ur-britische Idee zu sein. Offenbar hat sich jemand im UK auf die Fahnen geschrieben, dass wir über uns selbst lernen wieviele rasierte Koala-Hoden wir essen können wenn das Geld nichtmehr reicht (Ich bin ein Star - holt mich hier raus), wie gelackt man sein muss, um Chef eines Imperiums zu werden (siehe auch: Rainer Kalmunds entgültige Selbstaufgabe Big Boss - komischerweise auch mit zahlreichen Ess-Szenen des Protagonisten bereichert) oder eben wie man Treppenstufen zur Zügelung durchgedrehter und vernachlässigter Kinder benutzen kann. Na dann...

Freitag, Januar 06, 2006

Interpol - Turn on the Bright Lights

Interpol - Turn on the Bright Lights

(2002 / Matador Records / 12" Vinyl)

Ich hab heute morgen das erste mal im neuen Jahr Interpols Turn on the Bright Lights gehört. Entdeckt hab ich das Album erst relativ spät - dürfte so im Sommer 2004 gewesen sein. Und obwohl 2004 nicht gerade ein veröffentlichungsarmes Jahr war (und unter anderem Interpols zweites Album Antics zu Tage förderte), gehörte Turn on the Bright Lights am Ende doch zu den meistgehörten Alben. Vorher kannte ich die Band nur von einem vergammelten Tourposter, dass an einem zugewachsenen Trafohäuschen in Reick hing (JA, Interpol haben 2002 schonmal in Dresden gespielt). Und irgendwie hab ich sie damals immer mit Eskobar verwechselt und deswegen ignoriert. Eskobar kennt heute auch keiner mehr oder? Das nächste was ich von kannte, waren (eigentlich unhaltbare) Joy Division-Vergleiche und das Cover, welches ja nun gar keinen Aufschluss darüber gibt, was einen erwartet. Und irgendwann 2004 war es dann soweit: in einem unaufhaltsamen Anflug von Neue-Musik-Hören-Wollens kam mir auch Turn on the Bright Lights in die Finger. Und wieder muss man sich wundern, wieso gerade dieses Album überlebt hat, das einen ja nicht gerade anspringt wenn man es das erste Mal flüchtig hört. Ich meine - Untitled - ein simplerer Start wäre höchstens ein Keuchen ins Mikrofon. Dieses Fast-Instrumental vermittelt über 4min eigentlich nur eine einzige Melodie und ein paar wenig-aussagekräftige Textzeilen. Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang, kein besonders ausgefuchster Takt, kein Schnörkel. Doch geht besonders von diesem Song eine eigenartige Anziehungskraft aus die sich durch das ganze Album zieht. Sphärisch könnte man das nennen, aber dafür sind Interpol eigentlich noch zu sehr Rockband. Der Wachrüttler kommt dann auch sofort in Form von Obstacle 1, welches wahrscheinlich der Grund ist, warum sich die Band in unzähligen Indie-DJ-Plattenkisten wiederfinden dürfte. Und das nicht zu unrecht - hier gibts jetzt die proklamierte Tanzbarkeit, die komplexeren Rythmen, den mitreissenden Gesang. Später sollten Interpol noch weiter in diese Richtung gehen und Antics zu einem, zwar großartigem, aber relativ atmosphär-armen Album machen. Hier jedoch bleibt die Grundstimmung bestehen, was auch an extrem tiefen Produktion liegen dürfte. Im Verlauf des Albums hört man dieses Wechselspiel zwischen sphärisch-tragend und tanzbar. PDA folgt auf NYC, Roland auf Stella, Hands away auf Say Hello to the Angels.

Doch bestehen bleibt immer diese besondere Atmosphäre. Und in dieser ist vielleicht die einzige Verknüpfung zu Joy Division zu sehen - denn eine gewisse Beklemmung vermitteln beide Bands. Darüberhinaus sind Interpol weniger karg instrumentiert und haben eine weniger selbstzerstörerische Attitüde. Der zweite öffentliche Vergleich bezog sich auf andere New Yorker Bands wie Radio 4, Hot Hot Heat oder die Strokes, auf deren Welle Interpol mitgespült wurden. Hier ist die einzige haltbare Gemeinsamkeit der ständig präsente Achteltakt der sich auch in Interpol-Songs gelegentlich einschleicht. Aber sehen wir wie es ist: es gibt schlichtweg keine Band die so klingt wie Interpol. Und das ist auch das Einzigartige an diesem Album - 2002 noch ein Album zu machen, das auf keiner Trendwelle mitschwimmt und völlig eigenständig klingt und, das Wichtigste, durchweg mitreissende und fesselnde Songs zu bieten. Es bleibt was es ist - zweitbestes Album 2002.

Die Pressung kommt als einfache, schwarze 12" im simplen Pappschuber mit (immerhin) bedrucktem Inner-Sleeve auf dem ein Bandfoto und ein paar Produktionsinfos stehen - also nichts Besonderes. Das Vinyl ist zwar 180g schwer, die Qualität aber trotzdem nicht übermäßig toll. Mein Exemplar rauscht sogar an einigen Stellen (würd ich jetzt aber nicht pauschalisieren). Ich hab damals ca 18 EUR dafür bezahlt - zwar nicht zuviel angesichts der Qualität des Albums, aber schon hart an der Grenze was die Aufmachung des Vinyls angeht.

Rating - 10/10
Vinyl Rating - 6,5/10

- CGV -

Donnerstag, Januar 05, 2006

Best of Records 2005

Immer noch im Seminar - aber die besten Platten 2005 gehören schon noch hier hin solang das neue Jahr noch frisch ist! Vôila!


Die besten Alben 2005

01. Bright Eyes - I'm Wide awake it's Morning
02. Beck - Guero

03. The Ponys - Celebration Castle
04. Hot Hot Heat - Elevator

05. Bloc Party - Silent Alarm
06. Eels - Blinking Lights and other Revelations
07. Sleater-Kinney - The Woods
08. The Blood Brothers - Crimes
09. Arcade Fire - Funeral
10. Ryan Adams - Cold Roses
11. Nine Inch Nails - With Teeth
12. Boards of Canada - The Campfire Headphase
13. I am Kloot - Gods and Monsters
14. Oasis - Don't believe the Truth
15.
Walking Concert - Run to be Born

Die besten Älteren - aber in 2005 Entdeckten Alben

01. Bob Dylan - Bringing it all Back Home
02. Bob Dylan - Highway 61 Revisited

03. Hot Hot Heat - Make up the Breakdown
04. The Ponys - Laced with Romance
05. Bob Dylan - Desire
06. The Fall - The Real New Fall LP
07. Yo La Tengo - I can hear the Heart beating as One
08. DJ Krush - Code 4109
09. Converge - You Fail me
10. Aphex Twin - Richard D James LP




Die besten Singles 2005

01. Beck - Girl
02. Gorillaz - DARE
03.
R.E.M. - Electron Blue
04.
Arcade Fire - Neighbourhood #1 (Tunnels)
05. Kylie Minogue - Giving you up
06. Oasis - The Importance of being idle
07. Bloc Party - Banquet
08.
Broken Social Scene - Ibi dreams of Pavement
09. Black Eyed Peas - My Humps
10. Maximo Park - Apply some Pressure



Die besten non-Single Albumtracks 2005

01.
Hot Hot Heat - Island of the Honest Man
02.
The Ponys - Get Black
03. Boards of Canada - Dayvan Cowboy
04. New Order - Hey Joe
05. Trail of Dead - Will you smile again?
06. Walking Concert - Aluminium
07. Tocotronic - Cheers for Fears
08. Bright Eyes - Arc of Time
09.
Nina Simone (Remixed by The Postal Service) - Little Girl Blue
10.
Beck - Emergency Exit



Die unnötigsten / nervtötendsten Platten 2005


01. Adam Green - Gemstones
02. Kaiser Chiefs - Employment
03. Franz Ferdinand - You could have it so much better
04. Babyshambles - Down in Albion
05. System of a Down - Mesmerize / Hypnotize
06. The Darkness - One Way Ticket to Hell...and Back
07. Mars Volta - Frances the Mute
08. Kettcar - Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen
09. Christina Stürmer - Schwarz Weiß
10. Jack Johnson - In Between Dreams

Higher Learning

Ich sitze gerade in einem (2-tägigen!) Seminar über die Änderungen von Office2k3 gegenüber Office2k - wobei ich mich offensichtlich gerade anderen Sachen zuwende! Das Vortragstempo ist dermaßen schleppend, dass man sich eigentlich nicht über die Seminardauer wundern muss. Das Gute ist natürlich, dass man am Ende ein Zertifikat bekommt mit dem man sich weiterbewerben kann. Gestern z.B. habe ich Eins für die Teilnahme an einem (ebenfalls 2-tägigen...) Outlook-Seminar bekommen...um Himmels Willen! Joah und das ist eigentlich auch der Grund warum ich diesen Blog erstellt habe - pure Langeweile! Aber da bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige...

naja gleich is Mittag...



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Heute in der Bahn auf dem Weg hierher (teilweise - ich fahr ja nur 30min) gehört:

Broken Social Scene - Broken Social Scene
Bright Eyes - I'm wide awake it's Morning