Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Sonntag, Januar 08, 2006

State of the TV Nation - Part 1 (The Rise of Tine Wittler)

Wir wissen ja alle, wie der Import von Ami-Kackbratzen MTV-Sendungen wie Dismissed, Pimp my Ride und neu: Date my Mom (was dermaßen nach bizarrer, grenzdebiler Comedy riecht, dass es nur traurig ist, dass das alles real sein soll) Fernsehdeutschland das Genick gebrochen hat. Doch jetzt kommt Tine Wittler und tritt auf den toten Körper ein! Der überdimensionale Anteil von deutschsprachig produzierten Datingshows, Hausbaudokus und Wohnungsrenoviersendungen im TV legt eigentlich nah, ganz Deutschland sei mittlerweile zurechtgepimpt. Wären da nicht noch die unzähligen Fabians, Justins und Baltasar-Kevins (ergo: unerzogene Drecksbälger), welche man schamlos in irgendwelchen We are Family-Dokus oder Nanny-Shows zu Geld machen kann. Die Hoffnung der Eltern, die Kinder würden sich in 2 Jahren dermaßen für ihr missratenes, mitgeschnittenes Verhalten schämen, dass sie plötzlich lieb werden (dafür war früher die Mini Playback Show da) scheitert an der Tatsache, dass inzwischen jedes möglicherweise ernsthaft verhaltensgestörte Kind von Fernsehpfarrerin Katja Saalfrank "geheilt" werden darf. Man muss sich ja nicht selber um seine Kinder kümmern! Ach und überhaupt: Tine Wittler! Es scheint, dass ihre Einflüsse bei RTL (a.k.a. Die Kammer des Bösen) inzwischen so weit reichen, ihren pfundigen Geschwistern eine eigene Show (Upps! - Die Pannenshow) zu beschaffen, die unter dem Mantel des Homevideos Motorradunfälle im Überfluss zeigt (scheint auch wieder in zu sein), während in der Werbepause immer neue Leckerein auf den Studiotisch gestellt werden, die dann on air genüsslich vom Moderationspärchen vertilgt werden sollen (...und werden).

Nun fragt man sich: woher kommen diese wahnsinnigen Konzepte? Ok: die "witzigen" Homevideos sind seit Jahren eine Institution in Deutschland und kehren jetzt, nach kurzer Übersättigung zurück. Ich-mach-deine-Wohnung-wieder-schön-Sendungen gibt es auch schon eine Weile (Avenzio, Home S.O.S., ...) waren aber bisher weise ins Vormittagsprogramm verbannt. Die Supernanny hingegen scheint eine ur-britische Idee zu sein. Offenbar hat sich jemand im UK auf die Fahnen geschrieben, dass wir über uns selbst lernen wieviele rasierte Koala-Hoden wir essen können wenn das Geld nichtmehr reicht (Ich bin ein Star - holt mich hier raus), wie gelackt man sein muss, um Chef eines Imperiums zu werden (siehe auch: Rainer Kalmunds entgültige Selbstaufgabe Big Boss - komischerweise auch mit zahlreichen Ess-Szenen des Protagonisten bereichert) oder eben wie man Treppenstufen zur Zügelung durchgedrehter und vernachlässigter Kinder benutzen kann. Na dann...