Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Freitag, Januar 06, 2006

Interpol - Turn on the Bright Lights

Interpol - Turn on the Bright Lights

(2002 / Matador Records / 12" Vinyl)

Ich hab heute morgen das erste mal im neuen Jahr Interpols Turn on the Bright Lights gehört. Entdeckt hab ich das Album erst relativ spät - dürfte so im Sommer 2004 gewesen sein. Und obwohl 2004 nicht gerade ein veröffentlichungsarmes Jahr war (und unter anderem Interpols zweites Album Antics zu Tage förderte), gehörte Turn on the Bright Lights am Ende doch zu den meistgehörten Alben. Vorher kannte ich die Band nur von einem vergammelten Tourposter, dass an einem zugewachsenen Trafohäuschen in Reick hing (JA, Interpol haben 2002 schonmal in Dresden gespielt). Und irgendwie hab ich sie damals immer mit Eskobar verwechselt und deswegen ignoriert. Eskobar kennt heute auch keiner mehr oder? Das nächste was ich von kannte, waren (eigentlich unhaltbare) Joy Division-Vergleiche und das Cover, welches ja nun gar keinen Aufschluss darüber gibt, was einen erwartet. Und irgendwann 2004 war es dann soweit: in einem unaufhaltsamen Anflug von Neue-Musik-Hören-Wollens kam mir auch Turn on the Bright Lights in die Finger. Und wieder muss man sich wundern, wieso gerade dieses Album überlebt hat, das einen ja nicht gerade anspringt wenn man es das erste Mal flüchtig hört. Ich meine - Untitled - ein simplerer Start wäre höchstens ein Keuchen ins Mikrofon. Dieses Fast-Instrumental vermittelt über 4min eigentlich nur eine einzige Melodie und ein paar wenig-aussagekräftige Textzeilen. Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang, kein besonders ausgefuchster Takt, kein Schnörkel. Doch geht besonders von diesem Song eine eigenartige Anziehungskraft aus die sich durch das ganze Album zieht. Sphärisch könnte man das nennen, aber dafür sind Interpol eigentlich noch zu sehr Rockband. Der Wachrüttler kommt dann auch sofort in Form von Obstacle 1, welches wahrscheinlich der Grund ist, warum sich die Band in unzähligen Indie-DJ-Plattenkisten wiederfinden dürfte. Und das nicht zu unrecht - hier gibts jetzt die proklamierte Tanzbarkeit, die komplexeren Rythmen, den mitreissenden Gesang. Später sollten Interpol noch weiter in diese Richtung gehen und Antics zu einem, zwar großartigem, aber relativ atmosphär-armen Album machen. Hier jedoch bleibt die Grundstimmung bestehen, was auch an extrem tiefen Produktion liegen dürfte. Im Verlauf des Albums hört man dieses Wechselspiel zwischen sphärisch-tragend und tanzbar. PDA folgt auf NYC, Roland auf Stella, Hands away auf Say Hello to the Angels.

Doch bestehen bleibt immer diese besondere Atmosphäre. Und in dieser ist vielleicht die einzige Verknüpfung zu Joy Division zu sehen - denn eine gewisse Beklemmung vermitteln beide Bands. Darüberhinaus sind Interpol weniger karg instrumentiert und haben eine weniger selbstzerstörerische Attitüde. Der zweite öffentliche Vergleich bezog sich auf andere New Yorker Bands wie Radio 4, Hot Hot Heat oder die Strokes, auf deren Welle Interpol mitgespült wurden. Hier ist die einzige haltbare Gemeinsamkeit der ständig präsente Achteltakt der sich auch in Interpol-Songs gelegentlich einschleicht. Aber sehen wir wie es ist: es gibt schlichtweg keine Band die so klingt wie Interpol. Und das ist auch das Einzigartige an diesem Album - 2002 noch ein Album zu machen, das auf keiner Trendwelle mitschwimmt und völlig eigenständig klingt und, das Wichtigste, durchweg mitreissende und fesselnde Songs zu bieten. Es bleibt was es ist - zweitbestes Album 2002.

Die Pressung kommt als einfache, schwarze 12" im simplen Pappschuber mit (immerhin) bedrucktem Inner-Sleeve auf dem ein Bandfoto und ein paar Produktionsinfos stehen - also nichts Besonderes. Das Vinyl ist zwar 180g schwer, die Qualität aber trotzdem nicht übermäßig toll. Mein Exemplar rauscht sogar an einigen Stellen (würd ich jetzt aber nicht pauschalisieren). Ich hab damals ca 18 EUR dafür bezahlt - zwar nicht zuviel angesichts der Qualität des Albums, aber schon hart an der Grenze was die Aufmachung des Vinyls angeht.

Rating - 10/10
Vinyl Rating - 6,5/10

- CGV -