Clear Green Vinyl

Clear Green Vinyl

The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Mittwoch, März 12, 2008

The 4,95 EUR Connection - Part 1

Einen wunderschönen sonnigen Tag! Mal wieder gibt es eine neue Rubrik bei Clear Green Vinyl. Diesmal soll es darum gehen, euch ein paar Anregungen zu geben! Ich bin seit einiger Zeit Besitzer eines ipod's und damit gewissermaßen gezwungen die zugehörige Software itunes zu nutzen. Nunja irgendwann hatte ich mir mal geschworen nie Geld für Downloads auszugeben wenn ich die dazugehörige Platte (physisch!) bekommen kann - dem ist eigentlich immernoch so. Das Problem beim Vinylkauf ist ja aber, dass man eine Platte zwar schön zuhause ins Regal stellen und auch dort hören kann, es aber schon schwieriger ist, unterwegs in den Genuss der eben gekauften Musik zu kommen. Klar man kann die LP ja auch auf den Rechner überspielen, aber das kostet Zeit und hat, zumindest bei mir, noch zu keinen überragenden Ergebnissen geführt...Manche Labels legen den LPs neuerdings auch Download-Codes bei, aber das ist eben leider die Minderheit.

Und so ist es gekommen, dass ich mir tatsächlich schon ein paar wenige Alben über itunes besorgt habe! Und wenn man so eine Weile rumstöbert ist man eigentlich auch sofort gefangen! Das Ding ist wie ein riesiger (legaler!) Plattenladen bei dem man das entdeckte auch gleich kaufen und sofort anhören kann - ganz ohne Wartezeit oder sonstigen Kram! Das beste daran ist aber eigentlich, dass man sich einzelne Songs besorgen, neue Bands oder alte Schätze entdecken kann und immer nur 99 cent investieren muss - ein relativ fairer Preis wie ich finde. Achja - itunes kann man auch ohne ipod benutzen und sie Songs natürlich auch über den Rechner anhören oder brennen.

Schlussendlich ist es mir egal woher und wie ihr euch die von mir empfohlenen Songs besorgt - wichtig ist nur dass ihr es tut ;-) Ich erlaube mir jeweils noch meine höchst subjektive Sicht der Dinge darauf, ob sich ein anschließender Albenkauf ebenfalls lohnt oder ob der eine Song eigentlich ausreicht! Bedingung für diese Listen sind einfach, dass es sich:
1. um singulär großartige Songs handelt, egal aus welchem Genre, dass es
2. sie in legalen Downloadbörsen gibt und
3. dass sie nicht mehr als 99 cent kosten .

Ich stöbere also tief in der Schatzkiste herum und öffne das erste Päckchen mit 5 Songs (eben zum Preis von insgesamt 4,95 EUR) - hey, wann habt ihr das letzte mal so wenig Geld für uneingeschränkt großartige Musik ausgegeben? Und vorher reinhören könnt ihr ja im Fall des Falles auch noch. Wie sinnvoll solche Empfehlungen in einem Blog sind, den sowieso keiner liest sei jetzt mal dahingestellt ;-) also dann - viel Spaß!


#1 - R.E.M. - The Wrong Child (1988)
(Album: Green -> Track 6)

1987 nach der Veröffentlichung von REM's erstem Hit-Album Document kaufte Gitarrist Peter Buck sich eine Mandoline mit dem Kommentar, er würde das Ding schon irgendwann spielen lernen, aber kaufen tut er es nur aus einem Grund: ihm gefiel die Form des Instruments. Zwei Alben später löste er sein Versprechen ein und schrieb mit Losing my Religion tatsächlich einen absoluten Megahit ausschließlich auf diesem Instrument - eines der ganz großen Fragezeichen der Popgeschichte! Probiert hatte er sich aber bereits auf dem 1988er Meisterstück Green auf dem sich insgesamt 3 Songs befinden die hauptsächlich von der Mandoline getragen werden. Der beste davon - The Wrong Child - ist für mich einer der besten REM Songs aller Zeiten. Stipe singt mal nicht mit Mike Mills sondern mit sich selber im Duett, die Akustische flirrt gemeinsam mit der Mandoline im Hintergrund und in all diesem Gewirr schält sich auf einmal eine traditionelle Melodie raus und alles was diese Band ausmacht kommt plötzlich zusammen.


#2 - Stephen Malmus - It Kills (2005)
(Album: Face the Truth -> Track 2)

Stephen Malmus hat nach dem Split von Pavement - man muss es so sagen - eigentlich nicht viel anders gemacht. Außer dass er in einigen Dingen vielleicht etwas traditioneller geworden ist, offenbaren seine Soloplatten eigentlich nichts anderes als das Oeuvre seiner damaligen Hauptband - was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss! Auf seinem dritten Solostreich Face the Truth gab es wieder einen gemischten Salat aus lupenreinen Popperlen, zerfetzten Elektrorockern und windschiefen Mitsingsrefrains. Bereits recht früh haut er uns It Kills um die Ohren, ein Song der zugegebenermaßen dem Ersthörer nicht unwesentlich auf die Nerven gehen kann (und dass sicherlich mit #1 gemeinsam hat), sich bei mehrfachem Hören aber einfach nicht mehr aus dem Ohr bekommen lässt. Der Anfang mit der Sitar - eine klare Verbeugung vor Norwegian Wood, dann nimmt Malkmus aber selbst Fahrt auf, leiert den Text über...ja was eigentlich?... in seiner bekannt beiläufigen Art herunter, die Begleitband The Jicks haben im Hintergrund nicht besonders viel Mühe mitzukommen - klingt nicht besonders aufregend? Ist aber einer der besten Songs der (mindestens!) letzten 10 Jahre! Und er schraubt sich am Ende in eins von Malkmus' völlig unrockigen, genialen Gitarrensoli über das er sein Gebrabbel singt!


#3 - The Spinto Band - Oh Mandy (2005)
(Single: Oh Mandy -> Track 1)

Was weiß ich über diese Band? Eigentlich überhaupt nichts! Ich hab eine 7" von Ihnen (leider nicht von diesem Song!) die absolut nicht das hält was Oh Mandy verspricht - das ist aber schon OK. Was ich weiß ist, dass ich einen Sommer lang nicht genug von diesem Song bekommen konnte, er jetzt mal wieder bei mir aufgetaucht ist und es deshalb diesen Sommer wohl nicht anders sein wird! Ich weiß nicht was, aber der Song hat etwas unheimlich catchiges. Vielleicht die Lyrics? Vermutlich geht es wieder um unerwiederte Liebe, aber die Art wie der Typ absolut bizarre Zeilen wie "I got a gnome in the backyard, I put him right on the X mark, he’s supposed to show me where the money is" singt ist irgendwie absolut fesselnd. In Verbindung mit dem unfassbar kitschigen Refrain und der Instrumentierung nah am Nervenzusammenbruch ist dieser Song einfach nur krass - aber effektiv! You’re eating brains out the back of my head, oh yeah, that's where the money is - könnte ich 100 mal am Stück hören!


#4 - Sonic Youth - I'm not there (2007)
(Album: I'm not there Soundtrack -> Track 2)

Über die Pseudo-Dylan-Doku I'm not there darf sicherlich gestritten werden, gleiches gilt auf jeden Fall auch für den Soundtrack. OK, über eine Menge von 36 Tracks zum Normalpreis und ein (titelgebendes) Dylan-Outtake aus seinen Glanzzeiten darunter sollte man sich nicht beschweren, aber hier ist natürlich nicht alles Gold was glänzt. Ein ganz großes Ding haben sich aber Sonic Youth mit der Interpretation eben dieses Outtakes geleistet. Eigentlich ein simpler Thurston-Rocker circa 1994 und von der Band sehr routiniert runtergeschrubbert - aber in der Art wie sie eben dies machen nunmal absolut unerreicht! Normalerweise ist es nicht so mein Fall wenn die Band von ihrer eigenen Coolness überrundet wird, aber was passt besser zu einem Dylan-Cover als ebendies? Sie machen derzeit eh alles richtig, darüber brauchen wir uns auch gar nicht streiten ;-) Aber den Meister Dylan selber zu übertreffen (und das nicht nur weil man die SY Version in der logischen LP Reihenfolge vor der Originalversion hört) und seine Version fast wie eine jämmerliche Homedemo (naja gut, das ist sie ja auch) eines drittklassigen Pubrockers aussehen zu lassen, dass muss man erstmal nachmachen.


#5 - Big Star - When my Baby's beside me (1972)
(Album: #1 Record/Radio City -> Track 7)

Auch wenn die Leute sagen, Big Star wären als 60s-verliebte, songorientierte Band mitten in den 70ern aus der Zeit gefallen ist das irgendwie nur die halbe Wahrheit. Sicherlich, so komptakte Songs wie When my Baby's beside me und so ein untrübbares Gespür für Harmonien gab es in den 70ern nicht ganz so oft wie bei dieser legendären Truppe, doch auch an Big Star ging dieses Jahrzehnt nicht spurlos vorrüber. Der Text über die eigene Unbekümmertheit und das Ausblenden aller anderen Einflüsse während des Verliebtseins ist absolut 60s! Aber der verhältnismäßig nicht gerade kurze Instrumentalteil mit dem WahWah-Solo ist typisch für die Siebziger. Wie auch immer, tolle Songs waren es auf jeden Fall, vorallem eben Dieser hier bei dem man sich den Protagonisten wie er auf dem Fahrrad (oder meinetwegen auch im HotRod) durch die amerikanischen Vorstädte fährt um zu seiner Liebsten zu kommen einfach vorstellen muss!


- CGV -