Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Sonntag, Mai 06, 2007

LCD Soundsystem - Tribulations

LCD Soundsystem - Tribulations

(2005 / DFA Records / 12" Vinyl)


Trends kommen und gehen. Und je schnelllebiger die Zeiten werden, desto kürzer werden auch die Zeitspannen, die einem Künstler bleiben um sich im Musikbusiness bzw. beim Hörer zu behaupten. In den 80ern z.B. konnte neben absolut unantastbaren Dinosauriern wie Depeche Mode auch vermeintlicher "Wegwerf-Pop" wie Duran Duran über Jahre hinweg erfolgreich beweisen, dass auch sie sich Fans erspielen können ohne nach 2 Singles vergessen zu werden (und sogar aus einem Kollosalschaden wie ihrem unverfrorenen Coveralbum fast unbeschadet rauszukommen). Anders ist es da heutzutage. So muss sich das unsympathische Goldkehlchen Nelly Furtado nach 2 Alben mit gefälligem Frühlingspop schon etwas Neues ausdenken (bzw. ihren aktuellen Produzenten Timbaland denken lassen) um die Charts nochmal von oben überblicken zu können. Daran, dass sie begleitend eine 180Grad-Wende zum hirnlosen Disco-Vamp durchgemacht hat, scheint sich dabei auch niemand zu stören. Und konnte man noch vor 3 Jahren darauf setzen, dass jede Neptunes-Produktion ein Hit wird - egal ob für Künstler wie Britney Spears, Snoop Dogg oder Gwen Stefanie oder eigene Projekte wie NERD - kräht heute kein Hahn mehr nach Pharell & Co. Umso überraschender da der Werdegang der DFA (Produzentenschmiede) bzw. James Murphy (Chefdenker) und seiner Band LCD Soundsystem. Die Remixe von DFA für Künstler wie Soulwax, The Rapture oder die Gorillaz gelten als Meilensteine und sind seit nunmehr 5 Jahren der heißeste Scheiß auf den Tanzflächen (was natürlich gerade in der Dance-Szene geradezu astronomisch lang ist!). Ihre Produktion des Rapture Album-Debüts Echoes darf man als Revolution der Dance-Punk-Szene bezeichnen, obwohl sie nicht unumstritten ist. Hier darf man fragen: wieviel ist hier Band und wieviel Produzentenleistung? Zumindest soviel kann gesagt werden: der extrem trockene Klang des Albums, die antiquierten Synthiesounds und natürlich die Trademark-Cowbell waren und sind absolute Markenzeichen von DFA (und auch von LCD Soundsystem).

Warum aber diese ungebrochene Popularität? Warum wird das neue LCD Soundsystem-Album Sound of Silver gerade wieder zum absoluten Kritikerliebling erklärt und wirft Singles ab, die in ihrer einzigartigen Simplizität mal wieder die Setlists so einiger etablierter DJ's bereichern dürften? Nun, erstmal ist da die genreübergreifende Größe des Sounds. Und auch wenn Tribulations (übrigens eine Auskopplung vom selbstbetitelten 05er Debüt der Band) rein gar nichts von einem hangemachten Track hat (anders als andere Songs der Band) und wirklich nur von äußerst billigen Drum-Sounds angetrieben wird, hat es doch einen unfassbar ansteckenden Groove, der offenbar auch dem Rock-Klientel gefällt. Live bringt James Murphy seinen komplett am Computer entstandenen, total reduzierten Sound als richtige Band auf die Bühne, dabei ist es gerade die Synthetik, das plastikhafte, was an der Band fesselt. Und so ist Tribulations ein von vorn bis hinten pulsierender, klinisches, in die Länge gezogenes Ding, bei der sogar Murphys Stimme hallig im Raum verklingt. Alles großartig also! Diese Musik macht sich unter Pro7-Werbetrailern genauso gut wie im Kopfhörer beim Warten auf den Zug und (vermutlich) natürlich da, wo sie vordergründig hingehört, auf dem Dancefloor. Die beiden Remixe auf dieser 12" können dem Original dann auch nicht mehr viel hinzufügen. Der Out of the Trance Closet-Mix von Tiga da noch am ehesten, zieht er doch etwas an der Beat-Schraube und zerrt den Bass nochmal in die Länge wie Kaugummi. Das ist allerdings nichts, was man nicht auch zu Hause nachmachen könnte. Etwas aufwändiger, was nicht heißt "besser", ist da schon der Lindstrom-Mix, der hier und da ein paar neue Bass-Parts einwirft, den Song aber seltsam ausbremst und in seiner Langsamkeit angreifbar macht. Gegen Ende kommen dann sogar noch ein paar 70s Disco-Sounds hinzu, die unangenehme Erinnerungen an Gloria Gaynors I will survive wachwerden lassen...spielen wir lieber nochmal das Original...und diesmal etwas lauter!

Diese 12" ist wohl eher was für DJ's, aber deswegen natürlich nicht weniger empfehlenswert. Lieber hätte ich die schicke 7" mit beigelegtem Poster, aber was solls! Dafür hab ich das grandiose Cover im Großformat (unbedingt etwas mehr Zeit zum anschauen einplanen!). Natürlich kann man sich aber auch gleich das zugehörige Album kaufen! Bei der Pressqualität ist natürlich alles in Ordnung, nur das dünne Sleeve in dem das Vinyl steckt wirkt etwas billig (fühlt sich an wie das Klopapier auf Toiletten in Ost-Jugendherbergen!). Außerdem verrät einem das Label, man solle die Platte auf 45rpm spielen. Ähhh..Kein Wunder, dass ich dachte die Mixe hätten allesamt hochgepitchte Vocals! Ist aber nicht schlimm und macht insgesamt folgendes Rating.

Rating - 8,5 / 10
Vinyl-Rating - 6 / 10

- CGV -