Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Sonntag, Januar 15, 2006

State of the TV Nation - Part 2 (From the X to the Z)

From the X to the Z to the X to the Z to the... - immer wieder spult er es ab. Als ob wir ihn nicht langsam kennen würden. XZibit, der Host der MTV West Coast Customs Werbesendung Pimp my Ride, stellt sich dem geneigten Zuschauer vornehmlich mit jenem mantraartigen Ausspruch vor. Das ist nicht neu, das gab es schon zu Zeiten, als XZibit noch der mittelmäßige Rapper war, der ab und zu für zwei Textzeilen von den Größen des Geschäfts gefeatured wurde und selber Platten mit so schönen Namen wie Weapons of Mass Destruction (Songtitel? Gern! Crazy Ho, Bitch Ass Niggaz und, ganz toll, Choke me Spank me Pull my Hair) rausbrachte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heut holt er am Anfang jeder neuen Pimp my Ride-Folge einen total überraschten, jungen Vorstadt-Amerikaner an der Haustür ab ("WHOA i can't believe it! X, you're the man, man!"), schnuppert ein bischen an seinem Auto und fährt es dann höchstselbst, höhnisch kommentierend in die Werkstatt seiner Gang. Werkstatt? Ja, denn die Karren sind Schrott, eigentlich sogar so sehr, dass sie selbst auf amerikanischen Straßen eigentlich nicht mehr fahren dürften - aber darüber sehen wir mal hinweg, denn eigentlich geht es in dieser Sendung um das, schon zum geflügelten Wort gewordene, pimpen. Den Rest der Sendung bestreitet dann eben die Crew von West Coast Customs die der Innenaustattung des Wagens verschiedene Gimmicks hinzufügt - Plasmabildschirme unter dem Auto (!), Gitarrenamps im Kofferraum, Schminktischchen auf der Konsole, usw. Und am Ende freut sich jener junge Fahrzeughalter natürlich ganz doll über sein neues Auto und muss, unter den kritischen Augen des Hosts und seinem Gefolge, alle Features des Autos austesten. Thank you West Coast Customs for Pimping my Ride.

Eigentlich ist es ja nichtmal verwerflich für, z.B. den jungen Autofreund, die Sendung als, zwar debilen, aber netten Fernsehspaß für zwischendurch anzuschauen. Ebenso wurde eigentlich schon genug auf die Show eingeprügelt. Wenn Pimp my Ride hierzulande dann aber dermaßen erfolgreich ist, dass sie (zusammen mit Dismissed) eine ganze Schar noch viel debilerer MTV-Sendungen (siehe Room Raiders, Punk'd, Newly Weds,...) nach sich zieht um jede Hoffnung auf mehr Musik im Musikfernsehen im Keim zu ersticken, ist das schon sehr traurig. Das Kurioseste: Es gibt sogar DVD-Season Boxen der Shows (zum immer wieder anschauen...)! Aber Moment: hat nicht eigentlich alles mit Jackass angefangen? Egal...

Ähnlich geht es da derzeit bei Viva zu. Zwar ist der Sender weg von seinem Image als Auffangbecken drittklassiger Anime-Serien, doch merkt man ihm an, dass er jetzt eigentlich auch zur MTV Mediengruppe gehört. Hier überwiegen jedoch die eigenen Show-Konzepte - Zum Beispiel Jung, sexy sucht - eine Dating-Show in der sich die männlichen Bewerber dermaßen zum Horst machen (z.B. beim oben-ohne Twister spielen der Kandidaten), dass man beim Zuschauen beinahe Schuldgefühle entwickelt. Wunderbar hingegen Shibuya, eine Karaoke-Show die dermaßen erfrischend ist, dass man eigentlich jeden Moment mit der Absetzung im Tausch gegen ein ausgelutschtes Konzept rechnet. Hier geht es tatsächlich nur um Musik. Die Kandidaten singen, sonst nix. Die Jury bewertet die Fähigkeiten, sonst nix - und das alles ohne große Effekthascherei. Moderatorin Gülcan kann man wahlweise anstrengend oder sympathisch finden - gleiches gilt für die Kandidaten. Einfach kurzweiliges, unterhaltsames Fernsehen, dass sich nicht aufdrängt - das gibt es auch noch. Die Zeiten in denen Sendekonzepte a la 2Step oder gar Freak Stars 3000 im Musikfernsehen Platz fanden sind eindeutig vorbei - nehmen wir also was man bekommen kann.