Clear Green Vinyl

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The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Dienstag, September 25, 2007

Battles - Atlas

Battles - Atlas

(2007 / Warp Records /12" Vinyl)

Warp Records hat mal wieder zugeschlagen! Durch den neuerlichen Erfolg einiger, nennen wir es mal "Rock-Bands" aus den Labelreihen (z.B. !!!, Gravenhurst...) und der Euphorie über die auch beim, für eher weniger straighte Musik bekannten, Kult-Label erschienene Maximo Park Debüt-LP vom letzten Jahr, setzt man 2007 große Hoffnungen in die Battles. Deren Musik klingt zwar weder wie die der letztgenannten noch wie die der "Boards of Canada des Rock" (Presseinfo...hier will Warp wohl nochmal auf den eigenen Backkatalog aufmerksam machen...), hat mit dem sonstigen Programm der britischen Label-Institution aber ansonsten schon eher etwas gemein. Eine Zusammenfassung: 1989 in Sheffield von Steve Beckett und Rob Mitchell gegründet erntet Warp erste Underground-Aufmerksamkeit durch das Signing von "schwierigen" Künstlern wie Aphex Twin, Squarepusher und Autechre die zwischen Drum n Bass, Electronica, Ambient, House, Techno und Jungle zwar alles probieren, generell aber eben eins gemeinsam haben: Sie machen elektronische Musik. Durch die innovative Art des Beatmaking, einer objektiv betrachtet hohen Musikalität und einer, wiederrum eher subjektiven, ab-und zu tatsächlich zutreffenden Unhörbarkeit der Scheiben, wird schnell ein Stempel geschnitzt der fortan jeder Warp Veröffentlichung aufgedrückt wird: IDM - Intelligent Dance Music. Man soll hören, nicht tanzen. Und nachdem die ersten Meilenstein-Alben tatsächlich veröffentlicht werden (hier mal ein paar Empfehlungen: Aphex Twin - Selected Ambient Works 85-92 / Richard D James Album, Squarepusher - Feed me Weird Things / Ultravisitor, Boards of Canada - Music has the Right to Children, Nightmares on Wax - In a Space outta Sound) hat das Label den Ruf als Electronic Music-only Unternehmen entgültig weg. Das sich hier aber über die Jahre absolut elektronikfremde, aber eben höchst eigenständige Künstler wie Vincent Gallo oder eben !!! eingenistet haben, schien erst mit dem Erfolg von Maximo Park nach oben geschwemmt worden zu sein.

Aber zurück zu den Battles. Man könnte die Band tatsächlich als eine Zusammenfassung der Labendiscography sehen und hätte trotzdem nicht den Punkt getroffen. Hört man sich das gesamte Mirrored-Album an, von dem diese Single hier stammt, wähnt man sich eher auf einem Jam von Fugazi mit (vielleicht etwas weniger cheesigen) Daft Punk. Ein elektrisches Klickern das auf absolut dominante Toms trifft, minimalistische Riffs (wenn man es so nennen will) und Spielereien mit Ethno- und 70s Prog-Einflüssen...Und da haben wir (bei einem Album das allerdings zu 75% aus Instrumentals besteht) über den Gesang noch gar nicht gesprochen! Manche Tracks der Platte gehen bei all der Fitzeligkeit und Spiellaune dann auch gehörig ins Nichts und manchmal macht sich das Gefühl breit, die Band bleibt etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück - man kann ihr aber zu keinem Zeitpunkt Uninspiriertheit vorwerfen. Deshalb eine absolute Kaufempfehlung für das Album, wenn auch keine uneingeschränkte! Wer sich von den Battles allerdings mal so richtig packen und durchschütteln kassen, auf einen Trip mitnehmen will, nach dessen Ende man nach gut 7 Minuten im besten Falle eine komplett neue Sichtweise auf Musik im Allgemeinen hat (sehr pathetisch, ich weiß), sollte zur Atlas-Single greifen. Man wird ja bekanntlich umso skeptischer, je öfter man bei jeder neuen Band vorgekaut kriegt, es handle sich hier um die "Zukunft des Rock" - bei den Battles würde ich das was die Innovationslust betrifft noch am ehesten unterschreiben. Das Ganze wirkt selbst mit dem Wissen um die umfangreiche Band-Vergangenheit der Mitglieder (u.A. Tomahawk, Helmet, Don Caballero) und der Gewissheit, dass es vor diesem Release noch 2 EPs gab, wie ein Vorschlaghammer auf die Ohren. Wie hier mit simpelsten Mitteln (und einem atemberaubenden Drummer) eine Rythmik kreiert wird, wie man sie noch nicht gehört hat, wie sich hier die cleversten Breaks die Klinge in die Hand geben und wie sich der absolut hypnotische, auf Schlumpf-Feeling hochgepitchte Gesang um alles herumschlängelt...Streng genommen ist das irgendwie gar kein richtiger Song, eher ein sich steigernder Jam unter Zuhilfenahme einiger Sample-Knöpfchen, einer Menge Fußpedalen (man bewundere das Band-Equipment auf dem LP-beiliegenden Poster) und einem guten Gespür dafür, wann's zuende sein sollte. Das kommt, wie gesagt, nach 7 Minuten mit einem einzelnen Tom-Schlag von John Stanier...Wahnsinn! Danach kann man die 12" umdrehen und sich von dem äußerst uninspiriertem DJ Koze-Mix berieseln lassen, der aus dem Original zwar ein gänzlich anderes Stück werden lässt, dem Gesamteindruck aber nichts hinzuzufügen hat. Stattdessen stelle ich mir die schockierende Frage in welcher Geschwindigkeit ich die B-Seite überhaupt abspielen soll...Lassen wir das lieber. Und jetzt: Album kaufen, Zeit und Kopfhörer mitbringen und sich die Augen öffnen lassen. Bis jetzt Single des Jahres.

Die 12"-Single kommt in einem (simplen, aber immerhin) Picture-Sleeve mit schwarzer Innenhülle. Das Cover greift wie das Album die Spiegelthematik, die übrigens auch das tolle, wirklich sehenswerte Atlas-Video hervorgebracht hat, wieder auf - hier diesmal allerdings nur mit einigen Schriftzügen und am Rechner erstellt. Trotzdem in Ordnung das Ganze. Durch die Streckung von 7 Minuten auf eine LP-Seite ist der Klang natürlich hervorragend und man brauch hier für den Genuss des Songs nicht die inzwischen wohl relativ rare Mirrored-LP abnutzen.

Rating - 9 / 10
Vinyl-Rating - 7 / 10

- CGV -