Clear Green Vinyl

Clear Green Vinyl

The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Mittwoch, Januar 25, 2006

Hot Hot Heat - Elevator

Hot Hot Heat - Elevator

(2005 / Reprise / 12" Vinyl)

In meinen Jahrescharts 2005 reicht es zwar nur für einen 4ten Platz, doch irgendwo muss man die ganzen tollen Platten aus diesem Jahr ja unterbringen. Aber allein die Tatsache, dass scheinbar kein Kritiker das Album noch am Jahresende zu seinen Favoriten zählt, ist für mich ein Anlass Elevator nochmal in besonderer Weise zu preisen.

Viele der Kritikpunkte hab ich mal im Vorbeigehen aufgeschnappt: "langweilige PopRock-Band", "hängt einem schnell zum Hals raus", "diese Stimme!". Ich musste ja auch selber erstmal überzeugt werden. Nicht gerade begeistert war ich im Vorfeld nämlich vom hochgelobten Vorgänger Make up the Breakdown - eigentlich mochte ich nur This Town. Der Rest war mir irgendwie zu unfertig, zu orgelig und überhaupt: was sollten denn das für komische Melodien sein? Irgendwie kam es dann aber doch dazu, dass Middle of Nowhere als Album-Preview-Download von www.hothotheat.com den Weg auf meine Festplatte fand. Im ersten Moment herrschte etwas Verwirrung. Wo war denn das ganze Spielerische geblieben? Die Abgedrehtheit? Middle of Nowhere ist halt tatsächlich der bodenständigste und irgendwie normalste Track auf Elevator - sowas wie ein kleiner Ruhepol.
Blame the caffeine for all the 5 a.m. phone calls - genau so klingt dann der Rest der Platte. Als würde man mitten in der Nacht von einem hysterischen Anrufer belästigt. Das Album strahlt eine Überdrehtheit aus, die nahelegt, es könnte jeden Moment über die Klippe springen. Die Arrangements sind dermaßen auf den Punkt, dass man das Gefühl hat, die Band hätte die Songs in jahrelanger Detailarbeit geschrieben, die Aufnahmen hingegen sind von einer derartigen Spontanität durchzogen, dass man sich fragt, wie wenig Takes denn tatsächlich dafür gebraucht wurden. Dafür verantwortlich: offenbar Produzent Dave Sardy - der Mann der 2005 auch Oasis zu einem (endlich mal wieder) mehr als formidablem Album verholfen hat.

Ein paar liebgewonnene Eigenschaften haben Hot Hot Heat dennoch beibehalten. Bei vielen Songs orgelt es noch hier und da, der Energielevel wurde nochmal angezogen (siehe z.B. das atemlose Island of the honest man). Dieses Album ist eben für den Tanzboden gemacht, doch selbst der schlimmste Stubenhocker wird sich von seiner Couch stürzen wollen wenn Running out of Time loslegt. Und über allem thront Sänger Steve Bays. An Selbstbewußtsein nochmal kräftig zugelegt leidet, winselt er, euphorisiert den Zuhörer oder prescht ihm entgegen.

Und wie war das mit der geringen Haltbarkeitsdauer der Platte? Ich hab wirklich oft gelesen, man solle sich doch den Gefallen tun und Elevator nicht zu oft hören. Aber wie soll man das denn machen? Die Songs rotieren sowieso pausenlos im Kopf und es wird mit jedem mal schwerer, die Dauer bis zum nächsten Durchlauf abzuwarten. Das einzige mal als das Album 2005 vom Plattenteller kam, war als ich mit den Ponys eine vermeintlich noch energiegeladenere Band entdeckt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Elevator aber schon zu sehr mein Jahr bereichert und sich unverzichtbar gemacht um es zu verstossen.

Die Vinylausgabe (einfache LP, schwarzes Vinyl) von Elevator kommt im Klappcover, welches das absurde Artwork im Innenteil originell weiterführt. Ebenfalls dabei: ein Lyric-Sheet - leider etwas farblos. Die Pressqualität ist gut, Verarbeitung ebenfalls.

Rating - 9/10
Vinyl Rating - 7,5/10

- CGV -