Clear Green Vinyl

Clear Green Vinyl

The question isn't "What are we going to do?", the question is "What aren't we going to do. (Ferris Bueller)

Montag, März 20, 2006

Liars - They were wrong so we Drowned

Liars - They were wrong so we drowned

(2004 / Mute Records / 12" Vinyl)

Da das neue Album der Liars Drums not dead ja bereits in den Startlöchern steht bzw eigentlich schon im Rennen ist und von mir für sehr gut befunden wurde, ist es an der Zeit den Vorgänger They were wrong so we drowned auseinanderzunehmen. Und wieso? Zugegeben, das Album ist nicht gerade das, was sich die Fans nach dem durchaus hör- und sogar tanzbaren They threw us all in a Trench and stuck a Monument on Top erhofft hatten. Und vielleicht wird es in Zukunft nicht gerade das Werk der Liars sein, nach welchem man im Plattenregal als erstes greift. Doch welche LP kann schon von sich behaupten, ein höchst primitives, gesticktes Bild einer Hexenverbrennung (hat noch jemand Vorschläge was das sonst darstellen soll?) auf dem Cover abgebildet zu haben? Welche LP würde sonst lediglich mit Nennung aller Songtitel längenmäßig diese Rezension füllen? Welche LP ist so..ähh...speziell?

Ja die Liars machen es uns nicht einfach. Beim Debüt They trew us all in a Trench and stuck a Monument on Top zeigten sie uns, wie wichtig Rhytmus und Bass in der Musik sind um kurz nach Veröffentlichung den Bassisten und den Drummer aus der Band zu werfen und künftig als Dreiergespann weiterzumachen. Beim aktuellen Album loten sie die Grenzen von Ambient aus und erinnern teilweise sogar an einige von Radioheads Kid A-Großtaten. Schwieriger ist es dann aber mit Album Nr 2, nämlich diesem hier. Die Legende besagt, dass sich die 3 verbliebenen Bandmitglieder zum Schreiben und Einspielen des Albums in eine einsame Waldhütte zurückzogen um eine Platte rund ums Thema Hexen zurechtzuwurschteln. Hat dann ja auch geklappt irgendwie. Die Songs wimmeln von unheimlichen Gestalten und so verrät Sänger Angus bereits im ersten Track, dem Primitiv-Drumming-König Broken Witch, "I want to be a horseman!". Man ist erstmal einigermaßen erschrocken ob der eigenwilligen Instrumentierung bestehend aus tonnenweise (oder ist es nur einer?) Analog-Synthies, einem Tanzbein-brechenden Schlagzeug und diversen verhackstückelnden Elektrosequenzen. Und dass hier jemand gar nicht so gut mit seinem Synthie umgehen kann und auch mal gern sinnlos am Knöpfchen dreht zeigt uns dann die erste Single There's always room on the broom, welches mit seinem BeeGees-Gedenk-Gesang grade nochmal die Kurve zum Beinahe-Hit kriegt. Auseinandergebrochen werden die einzelnen Songs immer wieder von Zwischenstücken über deren Stellenwert man streiten kann (wie eigentlich bei beinahe allen Zwischenstücken auf beinahe allen Alben) - in einem hört man bspw nur wie in ein Buch geschrieben wird (namentlich in "Read the book that wrote itself"...). Atmosphärisch liegt das Album stetig zwischen Sonic Youths Bad Moon Rising und einem Besuch in der Geisterbahn. Doch gibt es 2 Songs auf der Platte die einem die ganze Hexengeschichte plötzlich näher bringen als es jedes Sachbuch vermag. Bei We fenced other gardens with the bones of our own und im finalen Flow my tears the spider said fehlen eigentlich nur noch diese unheimlichen Kindergesänge die einem die Hexenhorrorfilme eigentlich erst so richtig unheimlich machen - wobei Angus die beim erstgenannten eigentlich doch ganz gut hinbekommt. Diese beiden Tracks stehen etwas im Kontrast zu dem eher trashigen Ambiente der anderen Stücke, aber am Ende ist das eigentlich unwesentlich, denn die ganze LP ist eigentlich dermaßen unhörbar, dass man manchmal mit sich ringen muss um die Nadel nicht schon zu Beginn runterzunehmen - sie dann aber doch drauflässt. Und das ist auch irgendwie das Faszinierende an dieser Platte. Die Liars hätten zum damaligen Zeitpunkt eigentlich alles veröffentlichen können. Sie hatten ein wahnsinniges erstes Album und bereits kurz danach das halbe Line-up demontiert. Man wußte einfach, dass es diese Band wirklich darauf ankommen lassen würde. Nüchtern betrachtet ist diese Platte dann auch der reinste Lärm bei der man nach einem Durchlauf dann aber doch wissen will, wie genau die das denn hingekriegt haben. Beim dritten Mal greift man dann vielleicht auch schon nebenbei zum tollen Booklet und saugt die Atmosphäre in sich auf. Und plötzlich nimmt man jeden Track als Wahnsinnssong wahr, während Unbeteiligte neben einem den Kopf schütteln. Ähnliche Reaktionen gab es dann auch auf den Konzerten der zugehörigen Tour zu sehen, auf denen die Band, gekleidet in diversen Tierkostümen, das ganze Album nochmal auf links drehte und die Zuschauer, die sich doch gerade mühevoll reingehört hatten, nochmal ratlos dastehen ließ.

They were wrong so we drowned ist eine wirklich schön aufgemachte LP. Um einem die ganze Hexenthematik näherzubringen reicht ja auch nicht einfach ein Pappschuber ohne Inhalt. Da muss es schon ein hübsches kleines Booklet mit zahlreichen Illustrationen im Märchenbuchstil sein. Im Innenteil des Klappcovers warten die Songtitel und ein besonders gruseliges Waldfoto...brr! Die LP selber kommt im unschuldigen weiß - wirklich sehr schön.

Rating - 8 / 10
Vinyl-Rating - 8 / 10

- CGV -